systemhysterie 09 / 03 ilses erika

An ihre offensichtlichen Vorbilder aus der großen Stadt Hamburg reichen sie noch nicht heran, aber sie präsentieren einen durchaus hörenswerten Ansatz, welcher weiterentwicklungsfähig erscheint. Den teilweise herzergreifenden ( im positiven Sinne ) Texten fehlt es meines Erachtens noch an der gewissen Subtilität und Durchdachtheit von sagen wir mal – Tocotronic – oder – die Sterne -, womit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Nämlich das Verraten der Vorbilder und die Beschreibung der musikalischen Vorlieben des Schreiberlings. Wie gesagt, alles noch etwas zu plakativ und beispielsweise – the problem of making protestsongs – wirkt doch eher wie ein Arbeiterkampflied und ich glaube, als im Osten aufgewachsener Mensch sagen zu können, daß dies eher nicht zu den Dingen gehört, welche wir wirklich hören wollen. Ich möchte sagen, die drei Musiker von - Systemhysterie – sind noch jung und haben ergo ausreichend Zeit ihren eigenen Stil zu entwickeln, wenn sie es denn wirklich wollen. Trotz allem war das Konzert selbst ein erhebendes Erlebnis. Die Nähe zwischen Kapelle und Publikum war nicht nur räumlich zu spüren, sondern man hatte irgendwie das Gefühl in einer Gemeinschaft zu sein, wozu die wunderbare Atmosphäre in

– ilses erika – ihr übriges beigetragen hat. Lobenswert war das Auftreten der Combo und ich glaube auch diese drei Menschen sind um diskrete Lebensteilnahme bemüht – solch Sein halte ich für äußerst wichtig, um noch ein kleines Geheimnis zu verraten. Im Überschwang der Gefühle war ich gar geneigt – Systemhysterie – richtig gut zu finden. Unausweichlich kommt nun das große ABER – als ich die aktuelle CD – wir fordern die macht –, welche wiederum löblicherweise im Eigenvertrieb zu bestellen ist, erhielt, hagelte es Kritik ohne Ende in meinem Kopf, ob der albernen, mitgesendeten Merchandising - Artikel und ich frage geradeheraus: - Liebe Musiker – habt ihr solch Tun nötig oder wollt ihr bloß euren angesammelten Mist loswerden – sei`s drum, denkt an das Globale und spart lieber Ressourcen und Energie – bleibt so wie ihr seid und entwickelt euch zu gegebener Zeit in welche Richtung auch immer weiter. Kein Mitleid und seid Teil einer Jugendbewegung.

anatol