Ben Becker & - ZeroTolerance

Werk II 2.10.01

John Wayne alias Ben Becker betrat die Bühne, nachdem er das Publikum gehörig auf sich warten ließ. Spätestens nach dem ersten Lied stellte sich die Frage, ob er sich und uns dieses Konzert wirklich antun mußte? Denn wie schon häufig beobachtet, ist Vorsicht geboten, wenn Schauspieler ihrer Stimme durch Gesang Ausdruck verleihen wollen. Seine Begleitkapelle – Zero Tolerance – füllte in hellen Knitteranzügen ihre Funktion der Illustrierung des Ganzen relativ ordentlich aus und war erstaunlicherweise sehr tolerant gegenüber ihrem Frontmann. Vielleicht sollten sie sich mal einen anderen Namen zulegen. Sie bewegten sich im angejazzten Triphoprockbereich und ließen ihre Vorbilder häufig durchklingen. John Wayne gab unterdessen den wilden Mann mit allem was dazu gehört, so auch sein grausamer Siegelring. Ab Song zwei rockte der Held ohne Hut und ließ häufig sein Haupthaar wild kreisen. Er setzte auf große Gesten und zackige Kopfbewegungen, sowie tiefe Stirnfalten, welche nur bei zornigen jungen Männern zu bewundern sind. Außerdem zerstach fast permanent sein Zeigefinger die Bühnenluft und ich fragte mich oft warum nur. Wahrscheinlich wollte er den Titel seiner neuen Scheibe

– Wir heben ab – durch solch Fuchteleien tatkräftig in Erinnerung rufen, indem sein Finger die Richtung vorgab, in die es abgehen sollte. Ben Becker erfüllte einmal mehr sein bekanntes, und von ihm so in Szene gesetztes Klischee. Das Publikum zeigte sich dieser Vorstellung gegenüber hauptsächlich wohlwollend. Die Frauen wiegten mehrheitlich die Hüften, und die Männer versuchten teilweise die Brunftschreie, die häufig von der Bühne drangen, zu erwidern. Nur einige wenige verhielten sich gegen den Trend und stritten sich lieber mit genervt wirkenden Bardamen über zu hohe Cuba – libre – Preise.

Na wenn das nichts ist. Erwähnen möchte ich noch Ben Beckers sicherlich hochwichtige Zwischenansagen, die wohl zu unser aller Glück in der mehr oder weniger beschissenen Akustik der Gesamtveranstaltung untergingen. Die Texte seiner Songs betreffend, kam Herr Becker zwar bemüht, aber eher nichtssagend über die Zuhörerschaft. Es gab einmal einen Film names - Totes Gleis – und unser Cowboy sollte in diese Richtung weiterreiten, um nicht hart vom Pferd zu fallen.

anatol