ZZ Top & Gary Moore


Freitag, 11. Oktober 2002,
Arena, Leipzig

He still got the blues! Gary Moore, der Großmeister des Blues Rock, dessen Talent vor rund dreißig Jahren von good old Peter Green erkannt und gefördert wurde, ist älter geworden, aber kein bisschen leiser.

Mit Darrin Mooney (Drums) und Cass Lewis (Bass, Backing Vocals) bestritt er das Vorprogramm zum Top Act des Abends und erfüllte in jeder Weise die Vorstellungen, die man sich von diesem Treffen mit ihm machen konnte. Es sei denn, man hatte erwartet, dass von ihm noch etwas grundsätzlich Neues ausgehen könnte.

Der Weltklasse-Gitarrist, der sich in allen Schattierungen des Blues und des Blues Rock mit Sicherheit bewegt, dessen Spezialität sein perfektioniertes, druckvolles Gitarrenspiel ist, bot circa eine Stunde lang ohne jeden Makel, was wir von ihm kennen und lieben, aber leider auch keine neuen Ansätze.

Moore ließ seine Gitarre wimmern und heulen, bleischweren zähen Blues klagen und brachte auch das gute alte Wah-Wah-Pedal zum Einsatz, bis alles wieder in ausufernden Gitarrenattacken, überlagerten Riffs und manchmal leider auch im Soundgemulme endete.

Dabei gaben ein knackiger Bass und das kraftvolle, präzise Schlagzeug mit konsequentem Groove einen sicheren Background, vor dem sich die Gitarre in jeder Weise ausleben konnte. Wobei das Strickmuster der Titel bewährt ist. Sie beginnen langsam, ruhig und werden meist bis zum Extrem gesteigert. Der Schlagzeuger zieht dabei konsequent seinen Grundschlag durch, das Niveau der Lautstärke und Intensität dabei stetig heraufschraubend.

Das auf dieser Tour vorgestellte Album „Scars“ ist gleichfalls eine sehr ordentliche Arbeit, sorgt aber eben für keine Überraschungen. Eine kleine Ausnahme ist vielleicht „Just can’t let you go“, ein Titel, der Ansätze zu einem etwas neuerem Klang zeigt. Er beginnt verhalten, nachdenklich, traurig und geht über in einen fast grungigen Sound. Jetzt wird die Steigerung konsequent vorangebracht, obgleich immer wieder Brüche passieren – Es ist ein Spiel zwischen Trauer, Ärger, Unsicherheit, Bedauern. Die Platte beinhaltet ausschließlich Kompositionen von Moore. In der Arena hingegen beendet er sein Konzert mit dem Jimmy-Hendrix-Titel „One Night Stand“, bei dem Gitarre und Bass noch mal richtig aufdrehten und einen sirenenmäßigen Abgang lieferten. Als Zugabe spielte das Trio dann noch mit „My Baby“ (She’s so good to me) einen Blues, bevor sie mit einer ziemlich müden Verabschiedung die Bühne verließen.

Weil sie ihre Welttournee 2000 aufgrund der Erkrankung des Bassers Dusty Hill in Europa abbrechen mussten, Sind ZZ Top in diesem Herbst auf Europatournee gegangen „...pick up where“ they „left off.“ „...just for the fans;...“

Das Publikum war sehr gemischt, von jünger aufsteigend bis schon ziemlich alt. Einige Freizeittexaner hatten ihre Cowboy-Hüte aufgesetzt. ZZ Zop waren für die Kulisse verantwortlich und installierten eine Kakteenlandschaft auf der Bühne. Man war auf Party vorbereitet.

Das Licht ging aus, das Gröhlen ging los. Lichtblitze schossen über die Bühne, ZZ Top begrüßten die „Ladys and Gentlemens“ und begannen in pink, gold und silbernem Bühnenlicht mit dem “Tube Snake Boogie “ von ihrer Scheibe ‚El Loco’. Die texanischen Raubeine, die ja nach eigenen Aussagen tatsächlich „Rough Boys“ sind, waren wieder sharp dressed, in marineblauen Anzügen. Abgesehen von ein paar netten Scherzen, befanden es die Herren darüber hinaus offensichtlich nicht für notwendig, für Show auf der Bühne zu sorgen. Dafür boten ZZ Top musikalisch altbewährte Kost aus über 20 Jahren Karriere in ordentlicher Qualität. Billy Gibbons (Gitarre, Vocals) Dusty Hill (Gitarre, Vocals) und Frank Beard (Drums) konnten da auch ohne Probleme in die Schatzkiste greifen, um eine Auswahl beliebter Dauerbrenner und schon Klassiker gewordener Titel zusammenzustellen.

Die Set-List wies natürlich wie gewohnt vom Texanischen Blues über Boogie bis zum Rock oder Blues Rock alles auf. Insofern boten ZZ Top zum Beispiel mit “My Head’s in Mississippi” (Recycler), „Got me under pressure“ (Eliminator), “I’m bad, I’m nationwide” (Dequello) eine Werkschau der vergangenen Jahrzehnte.

Nach etwa einer Dreiviertel Stunde des Konzerts kam dann auch noch die großartige ‚Afterburner’-Schnulze “Rough Boy”. Billy Gibbons begeisterte mit einem wunderbaren Gitarrenton und seinem herrlichen sanften Vibrato. Die Plüsch-Gitarre wurde zur Enttäuschung manch eines alten Kenners allerdings nicht rausgeholt.

Dennoch, Richtig Stimmung kam erst zum Schluss der Veranstaltung auf. Bis dahin hatten sich die texanischen Jungs den fast zwanzig Jahre alten Megahit vom ´83ziger Album (Eliminator) „Gimme all your lovin“ aufgespart.

Aber die nächste Welttour ist geplant. Nach Release ihres zur Zeit in Arbeit befindlichen und noch titellosen Albums im nächsten Jahr, werden sie auch wieder in Europa unterwegs sein. Hoffen wir, dass sie dann mit neuer Frische und Inspiration die Massen zum abkochen bringen werden, so wie man sich das für den 11. Oktober 2002 schon vorgestellt hätte.

wilma