Startseite aktuelle Termine, Berichte, Infos Spezial - Interview - Stories - Hintergründe Berichte-Archiv Bands - Clubs - Veranstalter - Nützliches Impressum - E-Mail - Copyrightinfo
Feature

Interview

Heike Engel

Geschäftsführerin des Anker e.V. 

 

Mehr als 100 Bands haben sich um die Teilnahme am 5. Jugendfestival gegen Gewalt und Rassismus beworben, der Zuspruch des jungen Publikums war noch nie so groß wie 2003, aber das Thema ist für Sponsoren und Presse gerade nicht Up to Date! Der LE-NIGHTFLIGHT sprach mit Heike Engel, Geschäftsführerin vom Anker e.V. Leipzig,

Sich gegen Gewalt und Rassismus stark zu machen, ist keine Ad hoc Aufgabe. Das versteht aber nur, wer die Ursachen verstehen will. Die Ernsthaftigkeit und Tiefgründigkeit von Engagement zeigt sich daher nicht in spektakulären Aktionen in Akut-Situationen, sondern in der Beständigkeit. Relativ wenig Courage gehört dazu, publikumswirksam auf einer Welle zu reiten. Sehr viel Mut und Kraft braucht, wer sich täglich an der Basis einbringt, Konflikte, Auseinandersetzungen nicht scheut, Argumente, Alternativen, Verständnis und Respekt gleichsam hat, wer an die Grenzen geht, an die Grenzen des Machbaren, an die Grenzen der eigenen Kraft und auch an die Grenzen der finanziellen Belastbarkeit.

Daher ist es zwar enttäuschend, aber eher symptomatisch, dass in diesem Jahr die breite Unterstützung des 5. Jugendfestivals durch Sponsoren und Medien bisher ausblieb und die ohnehin finanziell und personell strapazierten Vereine und Klubs alleine gelassen werden mit einer großen gesellschaftlichen Aufgabe, vielleicht einer der größten und komplexesten Aufgaben unserer Gesellschaft überhaupt. „Prophylaxe ist für die Presse nicht interessant“, sagt Heike Engel. Verstandesmäßig konstatiert sie sachlich und realistisch. Doch enttäuscht ist sie, auch wenn sie hierüber keine Worte verschwendet. „Für die Presse sind nur Namen interessant, ansonsten gibt es keine Presseresonanz. Die politische, inhaltliche Seite geht verloren.“ Das Problem Rassismus ist zur Zeit nicht akut und damit als Thema gerade nicht in den Medien. Sehr offen und ohne Umschweife wird sie mit den Tatsachen konfrontiert. „Nenne mir Namen, dann berichten wir.“ Ohne zugkräftige Namen geht gar nichts. Ohne Medienpräsenz finden aber auch Sponsoren keine Motivation.

Und die Stadt? Auch Fördermittel sind in diesem Jahr bisher ausgeblieben. Vertreter der Kommunalpolitik, in anderen Jahren sehr interessiert, haben sich diesmal noch nicht sehen lassen. Nein, der Stadt könne man gar keinen Vorwurf machen, von hier ist in den vergangenen Jahren viel Unterstützung gekommen. In diesem Jahr war man so sehr mit der Bewerbung für die Olympischen Spiele ausgelastet, auch eine sehr wichtige Sache. Aber die Hoffnung und die Bitte ist groß, dass zum Beispiel der sonst immer engagierte Schirmherr Burkhard Jung, vielleicht auch wieder Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee persönlich am 26. April im Anker oder/und am 30. April auf der großen Bühne vor dem Völkerschlachtdenkmal ihr Interesse zeigen.

Wie sieht es mit den Radiosendern aus? Haben die kein Interesse an einem gigantischen Festival, um dessen Teilnahme sich 2003 mehr als 100 Bands beworben haben, von denen schließlich 36 Bands eingeladen werden konnten und das bisher von ca. 1000 jungen Besuchern in 6 Veranstaltungen verfolgt wurde? Bei ‚Sputnik’ scheitert das leider an der strengen Hierarchie des öffentlich rechtlichen Senders. Wenn auch die Moderatoren zugänglich wären, so fällt die Entscheidung an völlig anderer Hierarchiestufe. Warum auch immer, dort befindet man Thema und Inhalt offenbar nicht für Wert, über den Äther geschickt zu werden. Auch beim Sender ‚Energie’ darf der Moderator nicht ins Programm nehmen, was er persönlich für unterstützenswert hält. Eine Mugge wie von ‚Propaganja’, die am 04. April im Anker rund 300 Jugendliche, ein buntgemischtes Publikum mit verschiedensten musikalischen Vorlieben, zum abtanzen gebracht haben und sich für den Endausscheid qualifizieren konnten, passt dort leider nicht ins Format. ‚Mephisto’, der Uni-Sender, hat da dankenswerter Weise nicht diese Befindlichkeiten, nimmt Musik ins Programm und gibt Veranstaltungshinweise. Auch die Regionalpresse der Landkreise erweist sich immer als sehr aufgeschlossen.

Aber woher nimmt man unter diesen Bedingungen die Motivation, dennoch weiter zu machen? Das Festival sollte auf gar keinen Fall sterben. „Das hätten wir schon den Bands gar nicht antun können!“ Viele Bands bereiten sich das ganze Jahr auf ihre Teilnahme vor. „Die rufen bei uns an und fragen nach. Manche Musiker wurden durch den Wettbewerb erst motiviert, eine Band zu gründen. Zum Beispiel ‚LeGer’.“ Und genau das ist das Hauptziel des Engagements, die Motivation der Jugendlichen, ihre Freizeit zu nutzen, sich zum Beispiel mit Musik zu beschäftigen. Wer die Kids von der Straße holen will, muss ihnen Perspektiven zeigen und Möglichkeiten geben. Das ist, was Heike Engel unter Prophylaxe versteht. Dazu zählt sie auch das Angebot eines Internet-Cafés in ihrem Haus. „Wir sind hier im Norden ein traditionelles Arbeiterviertel. Viele der Jugendlichen haben zu Hause kein Internet. Viele der Schularbeiten sind aber heute nicht mehr ohne Internet möglich.“ Um diesen Kids die Möglichkeit zu geben, an Informationen heranzukommen, auszuprobieren und zu lernen, betrachtet sie das Café als besonders wichtiges Angebot.

Aber zurück zum Festival. Wenn die Unterstützung ausbleibt, muss man sich schon Gedanken machen, in welcher Weise man daran festhält und wie für Publicity gesorgt werden kann. „Unsere Website wird sehr gut angenommen.“ Noch kurz vor dem Start der Courage-Veranstaltungen war dort nicht viel zu finden. „Die Bandaufstellung war uns zeitig klar. Wir hatten auf einen guten Mix geachtet, um an jedem Abend ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den verschiedenen Genres zu erreichen.“ Wegen der Publikumsverteilung und der Chancengleichheit sollten nicht mehr als zwei Leipziger Bands pro Abend vertreten sein.“ Doch aufgrund von Terminschwierigkeiten kam es zu etlichen Verschiebungen. Das hatte zur Folge, dass die Informationen erst sehr spät ins Netz gestellt werden konnten. Mittlerweile ist man da aktueller. Sämtliche Informationen über die Vorausscheide, die vertretenen Bands und die Teilnehmer des Endausscheides findet man unter www.anker-leipzig.de . Schon bald wird dort auch das Programm für den 30. April bekannt gegeben. Im Vorjahr gaben sich auf der Bühne vor dem Völkerschlachtdenkmal unter anderem Gildo Horn, ‚Bell, Book & Candle’, ‚Deine Lakeien’ und ‚Wolf Mahn’ die Ehre. Alle Informationen, Vorberichte und Berichte sind natürlich auch weiterhin unter www.le-nightflight.de zu finden. Hilfreich dürfte auch die eben realisierte Verlinkung der beiden Seiten sein.

pepe 12.04.03

Aktuell>>

« oben

Copyright © le-nightflight.de

[Home] [Aktuell] [Feature] [Archiv] [Links] [Kontakt]