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Duo Schlesinger & Lackerschmid Donnerstag, 18. September 2003, Moritzbastei Leipzig |
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Glöckchenzart nimmt die sympathische
junge Frau die hochgesteckten Hürden. Sauber! Aber eben noch ein
bisschen zu clean. Ohne Techniker geht gar nichts. Und der konnte nicht ahnen, dass die Veranstaltung mit Stefanie Schlesinger (Gesang) und Wolfgang Lackerschmid am Vibraphone pünktlich viertel nach neun beginnen sollte. Also, woher kam nun diese Musik? Von draußen? Aus den Lautsprecherboxen? Und könnte eventuell jemand etwas dagegen tun? „Die falsche Tonart!“ Fand Wolfgang Lackerschmid. Die beiden witzelten noch ein wenig auf der Bühne rum und spannen auf ihre sympathische, humorvolle und fast ein wenig unbeholfen schüchtern wirkende Art schon einen Faden zum Publikum. |
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Als es dann aber ernst und die Konservenmusik abgeschaltet wurde, brauchten Publikum wie auch Musiker erst mal einen Titel lang, um sich auf eine ganz andere Sache einzustellen. Die Jazz-/Swingstandards wie auch die Kompositionen von Wolfgang Lackerschmid, sensibel, vielschichtig, teilweise aber auch scheinbar reduziert stellten alle äußerst hohe Anforderungen an die gesanglichen Fähigkeiten, verlangten eine sensible Interpretation, Detailliebe aber auch Persönlichkeit, Mut zum kalkulierten Risiko, Erfahrung eben. Mit Präzision, mit absolut reiner Intonation und zwar á cappella ebenso wie zu komplizierten, polyphonen Tonfolgen des Vibraphons, sang Stefanie Schlesinger die anspruchsvollen Titel. Durch sichere Gesangstechnik hatte sie ihre zarte, klare Stimme auch in den höchsten Lagen immer unter Kontrolle. So sang sie alle Titel sauber, gefühlvoll und nett. Doch das brachte die Luft nicht zum flirren. Bei diesen Titeln von subtiler Schönheit und geheimnisvollem Reiz hätte man sich aber genau das gewünscht. Nun ist es zugegeben ein sehr hochgestecktes Ziel, technisch so anspruchsvolle Lieder in derart reduzierter und gleichzeitig so komplizierter Besetzung zu interpretieren. Das erfordert zur technischen Brillanz auch noch große Erfahrung, um Reibung kalkuliert entstehen zu lassen. Es erfordert ebenso eine reife Persönlichkeit, die soweit über den technischen Anforderungen steht, dass sie ihnen mal spielerisch, humorvoll, eigensinnig, lasziv, kratzbürstig oder wieder weich und sentimental eine eigene, persönliche Note verleiht und im richtigen Maß Spannung und Entspannung entstehen lässt. Das war von der sechsundzwanzigjährigen jungen Frau, die erst 2001 ihr klassisches Gesangsstudium an der Musikhochschule Augsburg-Nürnberg abgeschlossen hatte, doch nicht zu leisten. |
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Mehr Vibrations verbreitete da schon Wolfgang Lackerschmid. Der Schlagzeuger und Komponist, der ebenso ein international gefragter Vibraphonist und Marimbaspieler ist, bringt etliche Jahre Bühnenerfahrung mehr mit. In den achtziger Jahren stand er schon mit Chet Baker auf der Bühne, spielte live und im Studio unter vielen anderen mit Randy Brecker, Albert Mangelsdorff, Charlie Mariano. Ebenso setzte er sich intensiv mit brasilianischen, afrikanischen oder indischen Musiktraditionen auseinander. Ohne Frage kann er auf einen anderen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Seine vier Schlägel ließ er mit Virtuosität, Originalität und Humor über das Vibraphon hüpfen. Wusste ebenso sich im richtigen Moment zurückzunehmen wie andererseits ausführlich zu improvisieren und unterstützte mit seiner sensiblen Begleitung den Gesang seine Partnerin, wie er es verstand, die Stücke ideenreich und spannungsvoll zu gestalten. Es wird interessant und sicherlich lohnend sein, in der Zukunft die Entwicklung der talentierten Stefanie Schlesinger an der Seite ihres (Lebens-) Partners zu beobachten. Zu ihrer Begabung, ihrem Fleiß und ihrer natürlichen Persönlichkeit besitzt sie gute Möglichkeiten, von den Erfahrungen und Verbindungen Wolfgang Lackerschmids zu profitieren. |
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pepe |
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