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Live On Stage 2004 - Sommercamp - Samstag 03.07.2004, Kulturpark Deutzen b. Borna | |||||||
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2. Tag mit: Alive :: Karoline Kalbitz :: Jerome :: Radio Havanna :: Mutabor :: Daisy Chain :: Fuckstuff :: Sonority Subunit :: Marry Undressed! :: boing. :: Mia Ein Mammutprogramm war am zweiten Festival-Tag
zu bewältigen. Am Samstag traten ab 17:30 Uhr 11 Bands auf der Bühne
im Kulturpark Deutzen auf. Das zumeist junge Publikum kam damit für
7,50 € voll auf seine Kosten. Der Technik-Crew wurde unter
permanentem Zeitdruck Höchstleistung abverlangt. Wie auch am Vortag
verlief dennoch alles mit Bedacht und ohne jede Hektik. Der Sound war
für eine Open Air Veranstaltung durchweg außergewöhnlich gut. Die
Lichttechniker schafften das Kunststück, alle Bands ohne jede
Absprache im richtigen Licht zu präsentieren. Da passten die
Scheinwerferfarben zur Show, die Spots kamen an der richtigen Stelle. Kurz: man hätte annehmen können, die
Choreographie von Bühnen- und Lichtshow waren ausgearbeitet. Die Band, die 13:00 Uhr als erste zum Soundcheck gebeten wurde, war erst 10 Stunden später, gegen 23:00 Uhr am Start. Für alle war es ein anstrengender und langer Tag, der in den frühen Sonntagmorgen-Stunden am Lagerfeuer ausklang. Allerdings, die Truppe, die zwei Tage lang vielleicht den härtesten Job gemacht hatte, musste da noch Technik abbauen. |
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Alive |
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Zunächst begann ‚Alive’ aus Zwickau - wieder mal Rock mit englischen Texten, aber alles andere als beliebig und straight. Jeder der Songs nahm gewissermaßen eine Entwicklung und hatte seinen eigenen Charakter. Spannungsbögen wurden aufgebaut, Breaks gesetzt. Der Schlagzeuger rollte nebenbei immer mal wieder kurz über Toms und Snare. Insgesamt war die Schlagzeugarbeit sehr differenziert, je nach dem wie es der Titel verlangte. Mal wurden bei ruhigen Songs nur zart die Ränder der Becken angetippt, mal wurde kraftvoll Druck gemacht ohne brachial loszuschlagen. Die schönen Gitarrenläufe des Leadgitarristen leiteten zu Harmonie- oder Themenwechseln über. Pop und Rock gaben sich die Hand. Die beste Schülerband Sachsens des Jahres 2001 hat es sich zum Ziel gesetzt, ihren eigenen Stil zu entwickeln und ist auf dem besten Wege dahin. | |||||||
Karoline Kalbitz |
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Unglücklich war sie mit dem Fußpedal ihres Keyboards. Es funktionierte nicht richtig, weil es mit Gaffa Tape verklebt war. Doch so groß wie Karoline Kalbitz es selbst empfand, war das Drama wohl doch nicht. Ihr Publikum hörte ihr gern zu und war beeindruckt von der raumgreifende Stimme und dem warmen Timbre. Mit Leichtigkeit wechselte sie die Lagen und bewegte sich auch in den Höhen sicher, sauber und locker. Häufig begleitet sie sich nur selbst mit Gitarre oder Keyboard. Für ihren Auftritt beim LOS hatte sie einen E-Bassisten engagiert, was den Eigenkompositionen, eine klangliche Facette mehr gab, den Sound abrundete aber vor allem den ausgefeilten Gesangslinien das Fundament gab. |
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Jerome |
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Vor gut einem Jahr machten ‚Jerome’ zum 5. Courage Jugendfestival bereits auf sich aufmerksam mit einem runden Rockprogramm und eingängigen Melodien, angenehm fluffig. Für die Magdeburger ist das Wichtigste, die Musik macht Spaß. Rot-weißer Nebel stieg auf. Einfache Gitarrenakkorde arbeiteten sich dazu vor, ausgewachsene rockige Riffs zu sein. Sie wurden jetzt begleitet vom Schlagzeug, die Spannung stieg und stieg und flaute wieder ab. „Guten Abend. Schön, dass ihr alle gekommen seid.“ Nun zählte der Schlagzeuger ein und die Titel flossen dahin, gute Gitarrenmugge mit zwei Gitarren und E-Bass. | |||||||
Radio Havanna |
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Als nächstes gab’s Punk aus Suhl mit viel Kraft und Drive, hier und da ein bisschen Ska reingemischt, nicht unbedingt, was man als erstes mit dem Bandnamen assoziieren würde. ‚Radio Havanna’ sind böse, jedenfalls bemühen sie sich, dieses Klischee zu verbreiten. Ihre Texte sind zuweilen tatsächlich nichts für Feingeister, aber oftmals hintergründiger als man unterstellen könnte, zum Beispiel, wenn es um die eigene innere Zerrissenheit geht. Dann gab’s sogar noch einen hübschen Rock’n’Roll-Rhythmus. Aber das war nur ein Fake. Kurzer Break und die Sache kippte in Ska der wieder mit Punk gemischt wurde. Der Schlechte-Laune_Bär, der dem Publikum am Anfang noch ganz schlechte Worte zugerufen hatte, warf zum Schluss Bonbons in die Massen. |
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Mutabor |
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Die ersten Headliner des Tages hießen ‚Mutabor’ und kamen gerade richtig, um mit ihrer Tanz- und - gute - Laune – Musik den Sommer zu retten. Ihr Linecheck war gerade beendet, da wollte der Himmel von Schäfchenwolken auf Regenguss umstellen. Das tat er auch und ließ es kräftig in die Bühne regnen. Instrumente und Technik mussten schnell gesichert werden und unter den Zuhörern gab es nicht nur Standhafte, die sich gegenseitig Mut zu lachten. Aber der Regen ließ nach, die Party begann. Das Energiepaket Alex versprühte Funken und forderte mit seinen strahlenden Augen die Sonne heraus. Da schien sie auch wieder bei dieser Mischung aus Punk und Rock, Ska zum Springen, für die Beine und für das Herz. Bei all dem vielen Spaß steckt aber dahinter immer eine ernsthafte Botschaft. Wenn ‚Mutabor’ zur Revolution aufrufen, dann meinen sie Menschlichkeit, Freundlichkeit, Freude. „Makana“, das ist ein Begriff für Hochgefühl und Ausgeglichenheit. Was es bedeutet, hat Frontmann Alex in Äthiopien erfahren. Im gleichnamigen Song wurde diese Erfahrung umgesetzt. „So frei war ich noch nie.“ Und wodurch? Er hatte gelernt, mit der Natur und anderen Menschen in Einklang zu kommen, sozusagen Eins zu sein mit sich und der Welt. „Merkt ihr wie die Sonne aufgeht?“ Rief er. Das es nur die gelblich getönten Backlights waren, spielte keine Rolle. Wir hatten bereits gelernt, es ist nicht der reell existierende Regen sondern die virtuell scheinende Sonne im Herzen, die das Leben bestimmt. | |||||||
Daisy Chain |
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Drei junge Zwönitzer kamen mit Schlagzeug, Bass und Gitarre. Ihre Songs rockten, gingen nach vorn und waren trotzdem sehr transparent. „Daisy Chain“ gehören auf alle Fälle zu den Namen, die sich merken muss, wem guter, alternativer Rock mit vielseitigen Gitarrensounds und gut platzierten Effektspielereien gefällt. Unter Melodic Punkrock wird ihre Mugge gehandelt. Mit ihren 18 Jahren können sie schon auf erstaunliche Bühnenerfahrung verweisen, die sie bereits bei ihren regelmäßigen Live-Auftritten sammelten. Das technische Können des Gitarristen Marcel Jähn und sein Vermögen, die Interaktion innerhalb der Band zu stärken, beeindruckte die Jury so, dass sie ihm den Sonderpreis, eine Blade TE-2MC/LPB Edelstratocaster, zusprach. | |||||||
Fuckstuff |
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Heavier wurde es mit ‚Fuckstuff’. Ohne spezielle Vorbereitung auf das Festival, aber ganz offensichtlich in Top-Form standen sie nun überraschend auf der Bühne. Im Vorausscheid lagen sie knapp hinter ‚Slice’, die aber ihre Teilnahme nur wenige Tage vorher absagten. Also hieß es für die Magdeburger: rauf auf die Bühne und den 4. Preis gewinnen - eine Merchandising-Artikel-Produktion im Wert von 500,- €. Verdient haben sie’s. Der ungebremster Hardrock kam kompakt von Anfang an, satter Gitarrensound, starker Drive. Ihre frische Spielfreude war zu spüren und zu sehen. Da war Bewegung auf der Bühne. Nur wenige der Finalisten trauten sich wie sie so vor an den Bühnenrand, ran an’s Publikum. | |||||||
Sonority Subunit |
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‚Sonority Subunit’ kamen mit Alternativrock. Die Band aus Dresden qualifizierten sich mit dem zweiten Platz im Wintercamp für die Teilnahme in Deutzen. Zwei Gitarren und ein Bass machten einen fetten Sound. Dennoch ließ die Instrumentierung genug Raum für die schöne Stimme der Sängerin, die darüber hinaus aber auch durchsetzungsstark genug war, der Band Paroli zu bieten. Ihre interessante, jazzig angehauchte Mischung aus Rock und Pop ist anspruchsvoll und doch eingängig. Akzentuierter als noch vor einem halben Jahr grenzten sich die Songs voneinander ab. Wenn’s in diesem Tempo mit ihrer Entwicklung weitergehen würde, dann dürfte noch viel passieren. Diesmal gab es für sie den Publikumspreis und damit einen Einkaufsgutschein im Wert von 500,- Euro. | |||||||
Marry Undressed! |
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Noch mal war Dresden vertreten, mit den Gewinnern vom Wintercamp „Marry Undressed“. Die Inszenierung ihres Starts verfehlte nicht die Wirkung. Die Bühne war dunkel und nebelverhangen, eine Stimme verkündete die Nachricht von den Superstars. Und da standen sie auch schon und legten los. „I wonna be a rock star“ sang der Gitarrist. Und wenn sie so weitermachen, kann das ja noch passieren. Die sympathische junge Band macht eine starke Mischung aus Pop und Rock und nennt es Trashpop - schöne, eingängige Melodien, rockig verpackt. Ihre Bühnenerfahrung ist noch nicht so groß. Deshalb waren die Jungs ohnehin schon mächtig aufgeregt. Warum hatte sich nun auch noch die Gitarre so verstimmt? Das entspannte nicht gerade die Situation. Die unfreiwillige Pause warf sie gleich wieder ein Stück zurück. Ein bisschen unbeholfen kamen vor Aufregung auch die Ansagen zwischen den Titeln. Da kann weniger manchmal mehr sein. | |||||||
boing. |
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Alte Haasen auf der Bühne sind ‚Boing’, formerly known as ‚Boing Agrupapulci’. Sie wissen ganz genau, was sie machen und was sie sagen. Dennoch, bei aller Routine haben sie einen frischen, kraftvollen, spielfreudigen Eindruck hinterlassen. Entertainment gehört bei ihnen zur Musik. Darunter ist aber keine schale Bühnenshow zu verstehen. Sicherlich, die Eckpfeiler stehen. Alles andere ist Intuition. Auch in Deutzen war zu spüren, sie sind eine Liveband. Bis zum letzten Schweißtropfen rackerten sie sich ab für ihre Fans. Das Sujet ihrer tiefgründigen Texte lässt eine flockige Rock’n’Roll-Nummer meist gar nicht zu. Machtgeilheit, Ignoranz und Kriege sind nicht witzig. Da muss man ins Mikro schreien, die Gitarren zerschroten. Deshalb machen sie auch einen Crossover aus Hardcore, Punk, Ska und keine Popmugge. Doch sie können auch anders, flüstern, weinen, schön singen. Dann werden die Sounds grispy und das Schlagzeug verhalten. Vielleicht waren sie den einen zu hart, den anderen zu professionell für einen Newcomer-Wettbewerb und den nächsten nicht allgemeinkompatibel genug. Die mehrfachen Preisträger gingen hier jedenfalls leer aus. Egal, auf jeden Fall aber hatten sie eine starke Bühnenpräsenz und engen Publikumskontakt und stellten so eine hervorragende Überleitung zu den nächsten Headlinern und dem Schlusspunkt des Festivals her. | |||||||
Mia |
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Bevor „Mia“ das bei Sonne wie Regen ausdauernde Festival-Publikum restlos glücklich machte, wurden jetzt noch, wie am Vorabend, die Gewinnspiel-Preise verlost. ‚Mutabor’-Geigerin Helen durfte Glücksfee sein. Und dann war man gespannt. Auf der Bühne wurde agiert, doch der Linecheck verzögerte sich. „Ihr Lieben, wir sind gleich soweit.“ Kündigte die Mieze aus dem Off an. Blicken lies sie sich noch nicht. Um 0:30 Uhr ging es dann endlich los. Schrill stach ihr pinkfarbenes Kleid vom orange-roten Outfit ihrer Jungs ab. Kaum begonnen, stoppte sie vehement die Musiker. Ganz wichtig, jetzt musste erst mal dem Techniker Roman zum Geburtstag gratuliert werden. Die Blumen ließ Mieze von Reihe zu Reihe nach oben bis ans Mixer-Pult reichen. Romans Lieblingslied spielten sie nun extra für ihn – „Blaue Flecken“. ‚Mia’, das ist Lebenslust, Lebenswille und Lebenskraft. Mieze singt „Ich bin ein Mensch. Ich bin für Menschen.“ Sie sind zu intelligent, als dass sie ihren Punk nur für lautes, dreckiges Geschimpfe benutzen würden. Sie suchen nach Lösungen, versuchen sich einzubringen mit ihrer Musik und außerhalb dessen. Mit Initiativen wie „Angefangen“ irritieren sie vielleicht manchen Hardliner, ihre Fans haben sie auf jeden Fall auf ihrer Seite. Laute, kraftvolle, rockige, punkige Musik und einfühlsamen Balladen sind bei ihnen kein Gegensatz. Auf Kracher folgen zauberhafte Sounds und subtile Stimmungen. Ihr Liebeslied „Komm her“ sang Mieze in weiß gekleidet solo. Mit Kopfhörern saß sie auf einer Kiste und baumelte mit den Beinen. Nachdem ‚Mia’ Hits wie „Hungriges Herz“, „Hoffnung“, „Was es ist“ am laufenden Band präsentiert hatten, verabschiedeten sie sich spät in der Nacht vom Publikum mit den Verszeilen „Es wäre schön, wenn wir uns wiedersehen.“ Darauf können ‚Mia’ zählen. | |||||||
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PePe |
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