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LE-Nightflight

Bericht

  1. Gohliser Schlösschenfest

Samstag 28.08.2004,

Gohliser Schlösschen Leipzig - Gohlis  

Open Air

Das 1. Gohliser Schlösschenfest und das zweite Stadtteilfest, bei dem die Gohliser Vereine ihre Kapazitäten bündelten, um ein beispielloses Sommerfest zu veranstalten, bot einen Tag lang kulturelle Höhepunkte und zog die Menschen an - diesmal zum Gohliser Schlösschen. Ab 17:00 Uhr bis in die Nacht spielten „JAZZmosphere“, Valerie Funkner und sein „Quinteto Tango Nuevo“, „RADA synergica“ sowie das „Leschenko Orchester“.

Nachdem es dem PRO GOHLIS e.V., dem BÜRGERVEREIN GOHLIS und dem FÖRDERVEREIN HEINRICH BUDDE HAUS e.V. im Vorjahr gelang, ein attraktives und niveauvolles Sommerfest zu veranstalten, das bis dahin in der Form beispiellos gewesen sein dürfte, entschloss man sich unter Einbeziehung des FÖRDERVEREIN GOHLISER SCHLÖSSCHEN e.V. das 1. Gohliser Schlösschenfest auf die Beine zu stellen. Unter den Erwartungen des Vorjahres wollte man nicht bleiben. Sie zu übertreffen gelang im einmaligen Ambiente des Schlösschens und mit einem durchdachten und fein abgestimmten kulturellen Programm, dessen stimmungsvollen Höhepunkt ein abendliches Konzert auf dem Poetenweg bildete.

Punkt 11:00 Uhr empfing der Posaunenchor der Friedenskantorei die neugierigen Gäste. Die Sonne ließ den Garten spätsommerlich leuchten. Die wenigen Regentropfen, die sich im Laufe des Tages ab und an einstellten, konnten diesem Eindruck nichts nachhaltig anhaben. Man feierte heute ein Sommerfest, fühlte sich wohl, unterhielt und amüsierte sich. Eine gelassene und entspannte Atmosphäre ließ den schönen Tag einfach genießen, allein oder in Familie. Die Vereine präsentierten sich am Poetenweg, während im Garten musiziert und getanzt wurde. Der Akkordeon-Club Nord e.V. spielte auf. Die mehrfach preisgekrönte Singschule Leipzig beteiligte sich wieder mit Standards und Gospels am Programm. Die „Diskursdisko“ von „Neu12“ brachte einen interessanten alternativen Mix aus Elektropop und NDW-Feeling mit hintergründigen, nur scheinbar unsinnigen deutschen Texten auf die kleine Bühne. Zu dritt (Trompete, Gesang und Computer) konnten sie schnell Fans rekrutieren. Das „Tanzkaleidoskop“ unter der Leitung der für viele Gäste unvergessenen einstigen Primaballerina Ursula Krahmer Cain zeigte seine Vielseitigkeit. Im Haus gab es eine musikalische Führung mit der Bespielung aller Instrumente des Hauses. Herr Dr. Manfred Hötzel informierte über die Geschichte der historischen Stätte, derweil im Garten "Der verrückte Tanzmeister" auf "DIE WEIßE`SCHE TRUPPE" traf. Selbst "Der Junge Schiller" sollte sich kurze Zeit später noch hinzugesellen. Und auch ohne Hüpfburg gelang es, die Kinder für das Fest zu begeistern - zum Beispiel am Spielpark, den der Fairbund e.V. im Garten aufgebaut hatte, beim Kindersingen oder mit der Puppenbühne Lampe. Grazien in barocken Roben lustwandelten durch die Anlage und begrüßten zur Freude der Pressefotografen unseren Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee herzlich. Am Poetenweg bewirteten die Gohliser Gastronome und Händler die Gäste mit allem, worauf man Appetit haben konnte.

Im Fluge verging die Zeit und das Interesse der Besucher blieb ungemindert. Als das Programm auf der kleinen Gartenbühne zuende ging, war es bereits 17:00 Uhr. Jetzt saß man auf den Bänken der Wirtsleute, ließ sich Essen und Trinken schmecken und wartete auf das Abendprogramm.

Und dieses schloss sich mit den jungen Musikern von „JAZZmosphere“ ideal an, nahm die Stimmung des ausklingenden Tages auf. Es wurde gegessen, geplaudert, der Musik - die den eigenen Worten der Gruppe zufolge „zum Essen passt“ - zugehört, sich wohlgefühlt in der späten Nachmittagssonne und bei den angenehmen Swing- und Jazzstandards. Das gefühlvoll und sanft geblasene Saxophon passte zu dem Gefühlsgemisch aus Sehnsucht und Zufriedenheit, das sich angesichts eines so angenehmen und nun zu Ende gehenden Tages bei dem ein oder anderen Zuhörer wohl einstellte.

Emotionsstark und sehnsuchtsvoll ging es im Programm weiter mit Valerie Funkner und seinem „Quinteto Tango Nuevo“. Die Gruppe hat sich dem argentinischen Tango Nuevo, wie er im besonderen durch Astor Piazzolla praktiziert wird, verschrieben. Dementsprechend fanden sich auch gerade von dem argentinischen Künstler etliche Titel im Repertoire. Spannungsgeladen und dennoch verhaltener, melancholischer ist diese Musik gegenüber dem aufreizenden, zackigen Tango, wie er seit Beginn des vergangenen Jahrhunderts Europa eroberte.
Die jüdische Seele, balkanische Fröhlichkeit, Zigeunermelancholie, bäuerliche Lebensweisheit – das alles begegnete uns nun in einer bezaubernden Mischung, vorgetragen von drei sympathischen jungen Frauen. „RADA synergica“ haben sich tiefgründig mit den Ursprüngen und dem Wesen der jiddischen und osteuropäischen Volksmusik auseinandergesetzt. Interessant und feinfühlig arrangierten sie traditionelle Stücke für Piano, Akkordeon (Sylke Silani), Cello, Gitarre (Claudia Herold) sowie Klarinette (Stefanie Koch) und Gesang. Ihr stimmungs- und humorvolles Programm machte Freude. So in Laune sang das Publikum auch gerne mal mit.

Himmelhochjauchend zu Tode betrübt – der russischen Seele spricht man diese Gabe des absoluten Gefühlsüberschwangs zu. Und so überschwänglich leidenschaftlich, sehnsuchtsvoll mit viel Gefühl, Trauer, Schmerz und Schmalz sang Peter Wassiljewski Schlager russischer und jüdischer Komponisten, die den russische Emigranten Pjotr Konstantinowitsch Leschenkow in den dreißiger bis fünfziger Jahren weit über Europa hinaus berühmt und zum „König des russischen Tangos“ machten. Das Leschenko-Orchester ließ diese Hits wiedererklingen und erinnerte an einen bemerkenswerten Musiker und an eine aufregende Zeit voller Reichtum, Glamour, wie auch voller Elend und Trauer. Mit großem Können, Professionalität und Spielfreude und der populären Musik jener Jahre gestalteten Peter Wassiljewski & Das Leschenko-Orchester einen wundervollen Schlusspunkt eines rundum harmonischen, interessanten und anregenden Festes.

 

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