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LE-Nightflight

Bericht

7. Jugendfestival "LEIPZIG. COURAGE ZEIGEN."

- Junge Musiker gegen Gewalt und Rassismus -

Samsara, Hörinfarkt, Hotelzimmer Inferno, Rampous, Karoline, Livid

Samstag 23.04.2005, Kulturtreff Mühlstrasse, Leipzig

Hotelzimmer Inferno

Die Wahl ist getroffen, das Set für den 29.04.2005 ist seit heute Morgen 1:30 Uhr komplett. Am Samstag setzten sich nun noch ‚Livid’ für den Endausscheid im Anker durch.

Wütend und deutsch, kritisch und sehr engagiert waren die Texte von ‚Samsara’ aus Leipzig, der Gesang sehr emotional und die geäußerten Ansichten manchmal mindestens fragwürdig. Die Musikrichtung soll der Zuhörer selbst bestimmen, sagt die Presseinfo. Wir würden es zur Orientierung des Lesers einfach mal auf Punkrock festlegen wollen. Die drei jungen Leute aus Russland und der Ukraine sangen bewusst in deutsch, weil sie verstanden werden und aufrütteln wollen. Ihren letzten Titel widmeten sie den Soldaten, egal auf welcher Seite sie kämpfen müssen. Etwas unbeholfen formulierte ihr Frontmann diese Erklärung, doch die Message war klar. Das Lied war für die, die allemal auslöffeln müssen, was die Urheber eingebrockt haben. Zum Schluss gab es dann noch eine unerwartete Entwicklung. Im Fernsehen hat man ähnliches wohl schon gesehen. Doch anders als dort war die Szene hier real, keine PR-Show-Einlage. Es irritierte und entsetzte mehr als dass es Euphorie ausgelöst hätte - Gitarrist und Bassist zerdroschen ihre Instrumente.

Samsara
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„Schau Der Wahrheit Ins Gesicht“ hieß der erste Titel von ‚Hörinfarkt’. Die Dessauer Band begann druckvoll mit richtigem Rock’n’Roll und mehr Spaß und Ulk als ihre Vorgänger, wenngleich sie auch ironisch und gesellschaftskritisch sein wollen. Ihre Richtschnur sind dabei ‚Die Ärzte’ und die ‚Toten Hosen’. Mit ihrem zweiten Song gaben sie aber ganz einfach einen Punk-Titel zum mitgrölen zum besten. Das Sterni wurde besungen, weil’s ihnen schmeckt. Ob sie einen Sponsoring-Vertrag mit der bekannten Brauerei haben, kann man nur mutmaßen. „Ich Denk An Dich“ widmeten sie einem großen Fan der Band, der am vergangenen Donnerstag leider aus dem Leben geschieden war – dem Wellensittich des Gitarristen. Ihre Veranstaltung war schwungvoll und abwechslungsreich. Zum Schluss blitzte auch noch etwas Ska auf. Am Gitarrenspiel kann noch ein bisschen geübt werden. Ansonsten ist ihre Mugge sehr partytauglich.

Hörinfarkt
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Hotelzimmer Inferno
Als nächster Beitrag schloss sich mit ‚Hotelzimmer Inferno’ (Leipzig) eine Präsentation an, die endlich wieder mal das Prädikat „eigenständig“ verdiente. Klar, zur Perfektion kann man immer noch was verbessern, aber das Konzept und die Umsetzung waren bereits sehr reif. Ein bisschen voreilig wurden sie angekündigt. Der Bassist stellte verwundert fest „Ach, wir sind wohl noch gar nicht soweit?“ Das Keyboard war noch anzustöpseln und die Frontfrau noch in der Maske. So begannen die drei Herren eben, etwas zu jammen und zu jazzen und vermittelten schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das musikalisch interessante Programm. Und dann kam die Frau Grande, kurzes Kleid, Stiefel an den langen Beinen, sicheres Auftreten – eine Persönlichkeit, die einfach dastand und beeindruckte. In einer intensiven Show interpretierte sie spannend und zog das Publikum mit einer Mischung aus weiblichem Sexappeal und provozierender, aufmüpfiger Attitüde in den Bann. Eine Lola macht ihr Publikum hörig ehe das rasende Kind irre, verzweifelt losschreit und den wahren Seelenzustand preisgibt. Bockigen Punk Rock’n’Roll nennt die Band, die auch beim Live-On-Stage-Wintercamp im Januar sehr gut ankam, ihre Musik. Auf dem Programm steht erklärtermaßen „Wir geben euch, was ihr nicht wollt.“ Und das ist das Spiegelbild einer kranken Gesellschaft am Rande des Wahnsinns. „...perverser Gestank, perverses Verfaulen“ lässt natürlich nur den aufschreien, der noch Sensoren dafür hat
Hotelzimmer Inferno Hotelzimmer Inferno
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Eine erfreuliche Entwicklung haben die Teenees von ‚Rampous’ genommen. Die Kids aus Leipzig, die sich vor zwei Jahren beim Vorentscheid im Anker zum erste Mal präsentierten, sind groß geworden und machen endlich das, was sie damals erst anstrebten. „Fünf junge Leute auf der Suche nach ihrer musikalischen Identität versuchten sich in Punkrock. Wohin es jeden einzelnen von ihnen in der Zukunft treiben wird, wird sich erweisen.“ Stellten wir damals fest. Zwei Jahre später dürfen wir resümieren, sie haben sich nicht wie viele andere Bands vorschnell auseinanderdividiert, haben mit Fleiß, Ehrgeiz und Selbstbewusstsein gearbeitet und einen Sprung nach vorn getan. Der Druck kam kompakt von den Herren, starke Riffs, satter Gitarrensound und die energische Stimme ihrer Sängerin machen ihre Musik nun langsam glaubhaft.
Rampous
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Eine raumgreifende, in allen Lagen sichere Stimme und warmes Timbre, konnten wir Karoline Kalbitz bereits 2004 zum Courage-Vorausscheid wie auch beim Live-On-Stage-Sommercamp bestätigen. Diesmal kam ‚Karoline’ aus Leipzig aber nicht alleine sondern mit kleiner Band, die den musikalischen Gesamteindruck noch einmal anhob. Ihr Pianist und Ihr Schlagzeuger begleiteten sie einfühlsam und rundeten die ausgefeilten, emotionsstarken Pop-Balladen ab. Musikalisch wertvoll, emotional berührend, sehr puristisch interpretierten die drei die Eigenkompositionen der Sängerin und sprachen damit das Publikum an, das ihnen große Aufmerksam zollte. Das Finale verpassten sie allerdings um nur wenige Zehntel.
Karoline Kalbitz
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Von ‚Pearl Jam’, ‚Soundgarden’ und ‚Alice in Chains’ sehen sich ‚Livid’ beeinflusst. Sie überboten mit Energie, Musikalität und Spielfreude zum Schluss noch mal alles bis dato gehörte, rissen ihre pogenden Fans mit und um, so dass diese sich plötzlich in größerer Traube auf dem Fußboden wiederfanden. Druckvoller, vorwärtsdrängender Punk mit starkem Sound, klasse Riffs, guten Melodien – damit spielten sich die Wilsdruffer ins Finale. Herzlichen Glückwunsch.

pepe

Livid

 

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