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LE-Nightflight

Interview

Bertram Engel

07. Mai 2005

Bertram Engel
Mit Siebzehn holte ihn Udo Lindenberg in sein Panik-Orchester. Das Musikstudium war damit zeitlich nicht zu koordinieren. Dennoch bekam Bertram Engel vom Chef die Gelegenheit, sich zu entwickeln. Davon spricht er mit Anerkennung. Welche Möglichkeiten er heute sieht, junge Musiker sinnvoll zu unterstützen, erzählte uns der Schlagzeuger am Rande des Bandcontestes „Wernesgrüner Music Vision“. Ebenso aufgeschlossen plauderte er natürlich auch von seinem eigenen Baby, seinem Album, an dem er zur Zeit arbeitet. Auf seine „Zehn Optionen“ kann man bereits jetzt sehr neugierig sein.

Part 1 - Über Wettbewerbe und Nachwuchsförderung

Part 2 > Eigene Entwicklung und kommendes SoloAlbum

 

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LE-N: Wir hätten gern von Dir ein kurzes Statement, wie du ganz allgemein zur Nachwuchsarbeit stehst und ob du selber Bands unterstützt.

BE: Ich meine, dass sieht man ja, was wir hier gemacht haben, dass wir eine Vorband gesucht haben für Wernesgrün und dass Wernesgrüner das unterstützt. Das finde ich phantastisch - erst mal, dass Bands überhaupt wieder ans Spielen kommen. Jahrelang gab es ja so was fast gar nicht. Da lief irgendwie Techno und Rap, alles mit Maschinen. Und ich begrüße natürlich als Rockmusiker, der 30 Jahre dabei ist, dass es das wieder gibt, dass wieder Bands gefördert werden, die selber spielen.

Damals, bei uns gab es so was gar nicht, Nachwuchsförderung. Aber gut, da gab es allgemein mehr Bands, die spielten, in den Siebziger Jahren. Ich gehöre sozusagen zu den Dinosauriern, die immer noch da sind, weil man sich vielleicht auch weiterentwickelt hat und nicht 1976 stehen geblieben ist. Ich begrüße das sehr, finde das toll, dass so gute Bands hier am Start waren und wir die Beste küren konnten. Das war wirklich mit Abstand die selbstbewussteste Band, die auch überhaupt keine Angst gezeigt hat, die das Ding einfach gebrettert hat und ’ne wunderschöne Version von „Tiefer“ aufgenommen hat. Die hat uns im Vorfeld schon beeindruckt, als sie uns die CD geschickt haben, fand ich das schon mit am besten. Aber da trennt sich immer noch die Spreu vom Weizen, wenn sie dann live antreten. Auch die Band (Flachs), die zum Schluss „Bis ans Ende der Welt“ gespielt haben, das hat mich auch sehr überzeugt. Und das hat uns auch sehr inspiriert für unsere Tournee, zum Beispiel mal wieder Arrangements zu ändern. Das passiert halt. Du lässt dich von jungen Leuten auch beeinflussen, andere Wege zu gehen, damit man nicht immer das Selbe macht. Das ist auch was tolles, was junge Bands uns alten Jungs auch bringen. Aber ‚Instructive’ waren heute Abend einfach die Besten.

LE-N: Wer wäre der nächste Kandidat gewesen?

BE: Schwierig. Also, als ‚Instructive’ kam, das war die vierte Band, da war ich froh, dass sie gekommen sind. Bei den ersten dreien hätte ich mich schwer entscheiden können, wer zu uns ins Vorprogramm gepasst hätte. Das muss man ja auch immer so sehen. Wir wollen natürlich die beste Band vor uns haben. Wir haben ja keine Angst davor, wer vor uns spielt. Ich will die Besten vor uns haben, damit die Leute gut gelaunt sind. Und in sofern haben wir natürlich ein bisschen subjektiv entschieden. Wie Peter auf der Bühne sagte, es ist im Endeffekt immer noch eine Geschmackssache. Und das ist halt unser Geschmack, für den wir dann entschieden haben.

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LE-N: Was würdest du den Preisträgern des heutigen Abends mit auf den Weg geben?

BE: Wir haben sie eben eingeladen, mal nach Flensburg zu kommen, zu den Produktionsproben zu unserer Open Air Tournee. Das habe ich Peter vorgeschlagen. Ich habe gesagt, lade die doch mal ein. Die sollen sich mal zwei Tage unsere Proben angucken, wie wir das alles planen, mit der Lightshow, jeden Song acht Stunden proben. Ich glaube, dann sehen sie mal realistisch, wie das ist, um dahin zu kommen, wo sie noch hin wollen.

Da ist ein Riesentalent da. Aber man muss ja daran arbeiten, dass es noch besser wird und noch professioneller. Und ich glaube, das ist jetzt nicht arrogant, ich glaube, da können sie unheimlich viel lernen. Ich wäre früher gerne mal bei solchen Bands dabei gewesen, die auf so einem Level spielen. Und nicht nur beim Konzert, da wird dir das fertige Ding vorgeführt. Da wird dir aber nicht vorgeführt, wie es gemacht wird und wie viele Probleme auch auftauchen. Auch wie viele Schwächen, das sehen die auch. Da spielen nicht irgendwelche Übermenschen oder Popstars. Das sollen sie auch ruhig feststellen. Aber sie sollen auch feststellen, wie hart daran gearbeitet wird. Und ich glaube, dann geben wir denen schon etwas mit auf den Weg, um wieder einen Schritt weiterzukommen.

Ansonsten machen die das ja schon prima, prima Show und wie selbstbewusst der Sänger ist. Holen sie dann so einen Chor auf die Bühne, singen „Tiefer“ und knien. Die Show haben die ja schon voll im Griff. Und die machen das wirklich vollkommen angstfrei. Das fand ich super toll. Da müssen die nicht mehr viel lernen. Da sind sie schon frech genug. Ihr habt ja auch gehört, die haben ja bei „Rock am Ring“ schon gespielt. Da muss man denen nicht mehr viel beibringen. Aber ich glaube, es ist toll wenn man mal bei so einer Band, wie wir es sind, zugucken kann, wie gearbeitet wird. Dazu haben wir sie eingeladen.

LE-N: Ihr begleitet die Band ‚Instructive’ also noch ein Stück weiter.

BE: Ja. Das haben wir vor. Auch weiterhin solche Sachen zu unterstützen und noch mehr dieser Konzerte zu machen und solche Leute wieder auszuwählen. Das ist eine gute Sache.

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LE-N: Es gibt ja schon ziemlich viele Bandwettbewerbe, die sich auch qualitativ sehr unterscheiden.

BE: Da kenne ich mich nicht so aus. Ich war auf diesen Wettbewerben noch nie. Ich bin das erste mal hier.

LE-N: Der f6 Award ist sicherlich als mitteldeutsches Highlight bekannt. Bands wie ‚Silbermond’, die im Augenblick ja auch angesagt sind, sind auch durch mehrere Wettbewerbe gegangen.

BE: Die sind auch durch diese Wettbewerbe gegangen?

LE-N: Ja. Es ist zur Zeit auch eine sehr legitime Form sich zu präsentieren.

BE: Und ich finde, es ist eine bessere Art als „Wer sucht den Popstar“ und RTL. Das ist so was von komisch und künstlich aufgebauscht. Wenn diese Leute im Fernsehen sind und Präsenz kriegen, dann sind die natürlich automatisch erfolgreich, weil es gucken so viele Leute. Die gewöhnen sich auch an diese Leute, die da seit Wochen präsentiert werden. Und plötzlich sind das Stars, Medienstars, aber noch lange keine Künstler. Und da trennt sich oft die Spreu vom Weizen. Ich sage nicht, dass es nicht passiert, dass da auch gute Künstler bei rauskommen. Doch oft ist es doch so, dass die sofort verheizt werden, dass die Qualität darunter leidet. Weil die soviel Druck auch bekommen, sofort da oben mit zu spielen. Das geht eben nicht. Du brauchst einen Aufbau. Und die zwingen die Leute sofort. Jetzt bist du Popstar, gleich mit großem Licht, gleich mit großer Anlage, gleich mit einer Leihband dahinter, die schon die Oberprofis sind, damit es auch irgendwie gut klingt, egal ob die vorne schief singen. Ich finde, das ist nicht der richtige Weg. Da ist das kämpfen bei Wettbewerben schon besser. Das ist irgendwie ehrlicher.

 

weiter Part 2 > Eigene Entwicklung und kommendes SoloAlbum

 

 

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