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LE-Nightflight

Review

Crash Tokio

We Are Plastic

VÖ: 15.11.2004 / tapete records/edel contraire


Das Hamburger Label tapete records hat ein gutes Gespür für interessante neue Bands. Unter Vertrag sind solche Bands wie Samba, Missouri, Darlo oder Niels Frevert. Alternativer Rock und Pop meist in deutscher Sprache, hörenswert und anders.

Mit Crash Tokio hat das Label einen besonders glücklichen Griff getan. Die Band bezieht ihre musikalischen Koordinaten sehr eindeutig vom britischen Eiland. Und dennoch wirken die Songs so selbstverständlich eigen, dass man meinen könnte, Crash Tokio hat den Stil erfunden. Die Münchner Band bringt feinste Pop-Perlen ans Licht, die den Vergleich mit den internationalen Übergrößen gar nicht zu scheuen brauchen. Käme die Band von der Insel, wäre sie der Hype des Jahres geworden. Da dies aber nicht so ist, haben wir eine Band vor uns, die auf natürliche Art wächst und damit auch Zeit für ihre Entwicklung hat. Die Strahlkraft hat schon beachtlich zugenommen und kommt nicht nur durch die enge Verwandtschaft zu Virginia Jetzt! und Miles. Schöne Melodien und Atmosphären erleichtern einem den Zugang zur Musik von Crash Tokio, ohne dass diese je ins Seichte oder Gefällige abgleiten würde. Ganz im Gegenteil wird der Beweis erbracht, dass eine kraftvolle direkte Spielweise und Popappeal durchaus eine Einheit bilden können. Der Sound selbst hält die Waage aus Druck und punkiger LoFi ohne zu nerven. Insgesamt ist die Produktion abwechslungsreich und interessant gestaltet und vermeidet konsequent, sich an die Genre typischen BritPop-Klischees anzubiedern.

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Schon der Titelsong „We are Plastic“ zeigt das ganze Potential des Albums. Hymnen zum mitsingen, die auch nach mehrmaligem Hören ihren Glanz behalten und so eine längere Halbwertzeit aufweisen. Das rockt und lässt viel von dem Spaß erahnen, mit dem die Band ihre Musik spielt. Spätestens bei „Such a chase“ fragt man sich dann, warum die Songs es nicht in die Rotation der Sender geschafft haben, welche sich immer wieder als Seismografen der Jugendkultur stilisieren und anbiedern. Diese Band ist einfach „cool“ und „stylish“, ohne sich dafür anstrengen zu müssen – es klingt wie selbstverständlich. Die musikalische Bandbreite zeigt sich bei „It’s allright“. Der Song entpuppt sich fast als heavy, ohne jedoch den definierten bandeigenen Grundsound zu verlassen und wird sofort mit dem folgenden hymnischen „We’re safe in here“ konterkariert. Der letzte Song „All stars set“ entlässt den Hörer mit dem Gänsehaut-Wunderkerzen-Gefühl klassischer Popsongs. Der hohe künstlerische Anspruch der 4 Münchner manifestiert sich ebenso im liebevoll wie auch einfallsreich gestalteten Booklet. Das ansprechende Layout kann auch für Top Produktionen als Beispiel dienen.

Der insgesamt hervorragende Eindruck des Debüts von Crash Tokio nährt einmal mehr die Zuversicht, dass gute Bands und Impulse aus eben der Idependent-Szene erwachsen. Als Newcomer im eigentlichen Sinne kann die Band nicht mehr bezeichnet werden, da ihre Mitglieder bereits einschlägige Erfahrungen in anderen Bands gesammelt haben und Teil eines kleinen Bandkosmos sind. Von dem wird auch in Zukunft noch mehr zu hören sein. Das Album selbst hat Beachtung mehr als verdient. Es zeigt was geht. Vor allem wenn man nicht nur vordergründig zum Mainstream schielt, sondern auch eigene Ideen untermischt und damit die Daseinsberichtigung der eigenen Musik unterstreicht.

flo

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> www.tapeterecords.de

> www.crashtokio.com 

 

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