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LE-Nightflight

Bericht

Nickelback

15.09.2005

Werk II, Leipzig

Nickelback Chad Kroeger
 
Straighter Rock, ein Hit nach dem anderen, gute Stimmung, ein ausgelassenes Publikum – ein erfolgreicher Abend für Nickelback im Leipziger Werk II.

Endlich ging das viel zu grelle Licht aus. Aus den Lautsprechern tönte der alte Queen-Hit in die Dunkelheit. Die Leute sangen lauthals mit „we will rock you...“. Da kamen sie endlich auf die Bühne, und wurden tosend begrüßt. Mit dem ersten Titel „Flat On The Floor“ lösten ‚Nickelback’ bei ihren zahlreichen Fans Begeisterung aus. Daniel Adairs harter Drumschlag kickte und die Powerchords von Ryan Peak (Gitarre) und Mike Kroeger (Bass) drückten. Der Drummer trohnte vom weiß beleuchteten, mittig angeordneten Schlagzeugpodest aus über der restlichen Band.

Mit Recht darf man bei den Kanadiern von einer Ausnahme-Rockband sprechen. „Wir machen Musik für Musik-Fans wie uns selbst.“ Ist ein Satz von Chad Kroeger (Gitarre/Vocal). Sie rocken satt, druckvoll, ohne Blick auf Massenkompatibilität, nicht gefällig, nicht anbiedernd. Es ist im wahrsten Sinne das, was man gern mit „ehrlichem Rock“ zu umschreiben versucht. Und wie immer man will – gerade deshalb oder dennoch schmeißen sie einen Radiohit nach dem anderen auf den Musikmarkt und sind damit mehr als erfolgreich. Sie verstehen es, in geradlinigem, energischen Groove mitreißende Hooks zu implementieren, die sich schnell im Gehörgang festhaken. Musikalisch vielseitig werden sie durchaus auch romantisch und betören mit zahlreichen Smashsongs besonders ihre weiblichen Fans. Die beten ihre Idole hemmungslos an und flöten dem eigenen Freund ins Ohr, wie süß Frontmann Chad wäre.

Nickelback

Auf billigen Schmuserock müssen die vier dabei nicht zurückgreifen. Wie schon bei ihrem Multi-Platin-Erfolg „How You Remind Me“ verbinden sie im neuesten Single-Hit „Photograph“ gefühlvolle, einschmeichelnde Melodien mit starkem Drive und kraftvollem Beat. Chad Kroeger reflektiert seine Teenager-Zeit. Die Erinnerungen nicht nur an die erste Liebe, auch an Jugendjahre in einer kanadischen Kleinstadt, die er mit seinem Bruder Mike und Ryan Peak teilt, kamen ihm angesichts eines Fotos. Nun standen die drei Jugendfreunde in Leipzig auf der Bühne und begannen mit weichem Satzgesang relativ ruhig und romantisch diesen Song. Unter Einsatz der akustischen Gitarre putschen sie die Gefühle hoch. In den Zuschauerreihen wurden die Feuerzeuge abgefackelt.

„Photograph“ war mit „Follow You Home“ eins der beiden Lieder des seit 30.09.2005 im Handel erhältlichen Albums „All The Right Reasons“. Darüber hinaus beinhaltete das Set im Wesentlichen die erfolgreichsten Hits der vergangenen fünf Jahre. Das waren zum Beispiel vom 2003 erschienenen Album „The Long Road“ „Someday“ und „Figured You Out“ oder vom 2001er Album „Silver Side Up“ die Single-Auskopplungen „Never Again“, „Too Bad“ und „How You Remind Me“.

Nickelback

Mit ihrem neuen Drummer Daniel Adair haben ‚Nickelback’ einen passenden und überaus fähigen Nachfolger für den ausgeschiedenen Ryan Vikedal verpflichtet, der unglaubliche Flexibilität und Variabilität mit energetischem, vorwärtsdrängenden Schlag vereint. Wie nebenbei rollte er zum Beispiel bei dem heftigen „Breathe“ über die Trommeln. Damit verstand er es perfekt, den Beat vorwärts zu peitschen und gleichzeitig für Lockerheit zu sorgen. Laute, kräftige, vorwärts drängende Musik muss ja nicht gleich nerven. In seiner Solo-Einlage zückte er dann alle Register. Hier war die Gelegenheit, sein kraftvolles und dynamisches wie ebenso differenziertes Spiel und den phantastischen, vollen Klang seines Drum-Sets in vollen Zügen zu genießen. Wenn ein Gimmick auch mal daneben ging, der Stick zu Boden viel – was soll’s, er schmiss den anderen ins Publikum und machte mit den nächsten weiter.
Ja und dann der ach so süße, die Mädels bezaubernde Roughboy Chad – wenn er zum Publikum sprach, schien fast egal, was er sagte, die Leute waren sowieso schon mal begeistert. Er ist ein Typ. Und ein Typ bräuchte eigentlich auch gar nichts zu sagen, um zu beeindrucken. Doch ist ihm auch noch eine charakter- und timbrevolle Stimme gegeben, rockig, kratzig, kräftig, smart. Spätestens mit der bekam er jeden auf seine Seite. Ganz abgesehen davon tat es den Songs unheimlich gut, das sie ausdrucksstark, kraftvoll intensiv und oft genug warm und gefühlvoll vorgetragen wurden. „...Missing You...“ sang er bei „Follow You Home“ durchs Tracker-Mikro und mancher weibliche Fan hätte vielleicht gern gerufen „...aber wozu? Ich bin doch hier.“

Nickelback Ryan Peak

Frech waren die Jungs, schmissen Bierbecher ins Publikum. Natürlich gefüllte - zur Abkühlung. Alles nur Scherz! Kein Scherz ist ihre Musik. „Wir sind Perfektionisten“, erklärte Chad Kroeger in einem Interview. „Wenn man einen Song beendet, und er bleibt nicht in deinem eigenen Kopf hängen, wie kann er dann bei Menschen einen bleibenden Eindruck hinterlassen, die ihn im Gegensatz zu uns nur ein- oder zweimal gehört haben?“ Das mit dem bleibenden Eindruck scheinen sie raus zu haben. Denn ob die ständig in der Rotation der Radiosender vertretenen Hits oder die neuen Stücke, sie sind eingängig und ziehen mit. Wie schon gesagt, ‚Nickelback’ stehen für fetten, gut arrangierten Gitarrenrock und starke Hooks, für Druck und Power ebenso wie für softe, warme Melodien. Ein bisschen Schmalz muss gut dosiert schon rein in jeden großen Hit.

Nickelback Chad Kroeger

Dabei zeichnet Geradlinigkeit ihre Musik aus. Und nicht nur die. Es passte zu ihrem Stil, dass auf der Werk II – Bühne keine größere Show abging. Die Fans auch live von sich zu überzeugen, bedurfte es nichts außer ein paar Backlights, ein paar bunter und weißer Strahler, die die Musiker hin und wieder effektvoll in ihre Lichtkegel eintauchten und einer ziemlich moderaten Bewegung, die nichts mit Effekthascherei und Rockerposen zu tun hatte. Nach genau einer Stunde sagten sie „Danke schön Leipzig“. Das ging natürlich auch für „nur“ 17,- Euro Eintritt nicht. Jetzt musste wohl noch eine entspannte Zugabe kommen, die auch das letzte, noch ausstehende bisschen Feeling und Lockerheit noch brachte. Bisher wurde die Mugge ja ziemlich straight durchgerockt. Die Fans riefen zuversichtlich. Doch sie wurden zappeln gelassen bis sie zu rhythmischem Klatschen und Schreien übergingen. Als sich die Band endlich genötigt sah, wieder heraus zu kommen, veranstalteten sie erst mal einen Trinkerwettbewerb. Ein paar ganz tolle Männer konnten auf der großen Bühne neben den großen Stars ihre großen Biertrinkfähigkeiten präsentieren. Das war wirklich groß, richtig groß und gut geeignet für Studien. Zum Abschluss spielten ‚Nickelback’ nur noch „Figured You Out“. Dann wurden die Leute erbarmungslos in die Nacht geschickt. Aber immerhin – ihr neues Album „All The Right Reasons“ haben sie uns ja hier gelassen.

pepe

 

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