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LE-Nightflight

CD-Review

Manfred Maurenbrecher

Ende der Nacht

 VÖ.: 02.11.2004 bei LAMU

 

Einer der zielsicher den Finger auf die Wunde legt, der herausfordert, der berührt aber nicht nur wehtut, der Zweifel schürt, der schonungslos die Macken vorführt, singt „Am Ende der Nacht wird es doch wieder hell.“ Und lässt schließlich nie dem Negativen die Oberhand. Denn „So gut tut das Leben.“

Bisher kannte man Manfred Maurenbrecher doch als sensibel, spitzfindig, aufgeschlossen und durchaus mit einer gewissen Toleranz. Auf dem neuesten Pressefoto kommt er nun mit der Axt, um offenbar die Mauern zu brechen. Doch, keine Chance, der Typ mit Zimmermannshut kann nicht wirklich den Eindruck vom grobschlächtigen Baurülps vermitteln – zu verräterisch der skeptische Mund, die herausfordernden Augen, der offene und klare, ein wenig sarkastisch Blick. So, wie er den Betrachter hemmungslos in die Augen schaut, ohne Umschweife – das ist Manfred Maurenbrecher, in seinen Liedern, in seinen Texten, als Mensch.

Der mehrfache Preisträger verschiedener Kleinkunstpreise war in den vergangenen Jahren äußerst umtriebig. Regelmäßig reiste er mit den verschiedensten Projekten durchs ganze Land. Nebenbei veröffentlichte der promovierte Germanist jährlich nicht nur Musik-Alben, sondern auch Textsammlungen, Romane, Livemitschnitte seiner Lesekabarettabende. Nun erscheint gewissermaßen als repräsentativer Auszug seines neuerlichen musikalischen Schaffens eine Studioproduktion mit dem Titel „Ende der Nacht“.

Einige der ausgewählten Stücke sind bekannt, wurden während der Live-Auftritte bereits mehrfach präsentiert. Das meiste Material aber ist brandneu. Zusammen fügen sich die zwölf Songs zu einer Erzählung über das Leben, zu einer Botschaft und schließlich zu einer Erkenntnis „Liebe kann man lernen.“

Low-Fi-Produktion – das heißt hier nicht billig, sondern mit angemessenen Mitteln. Eigentlich kann man sich Manfred Maurenbrecher und seine Lieder nur noch zusammen mit Klavier vorstellen. Der Fuß trampelt vehement den Takt, die Textzettel rascheln und ein kleiner dicker Mann blitzt mit funkelnden Augen in die Runde des Publikums. Aber das wäre ja langweilig, wenn die Platte einfach nur die Erwartungen erfüllen würde, einfach „nur“ das wiedergäbe, was in den etlichen Solo-Programmen schon zu erleben war. Die Songs erzählen von Alltäglichem fernab von Belanglosem. Sie haben gleichsam eine Schlichtheit und eine Tiefe, die keine aufwendigen Arrangements nötig haben, wohl auch nicht vertragen würden. Auf der vorliegenden Scheibe ist es gelungen, den Stil der Interpretationen musikalisch mit wenigen feinen Mitteln aufzufrischen, ohne den prinzipiellen Charakter der Lieder zu verändern. Dafür wurde wieder mal mit alten Bekannten zusammengearbeitet. Produzent Andreas Albrecht (auch für Keyboard, Schlagzeug und Electronics verantwortlich) und Gitarrist Marco Ponce Kärgel haben schon 1999 - damals als Mitglieder der Band ‚Puls’ – mit Manfred Maurenbrecher die CD „Weiße Glut“ aufgenommen. Hinzu kamen Franka Lampe (Akkordeon), Madelien Verheij (Violine) und Kristjane Maurenbrecher, die einigen Titeln im Background ihre Stimme lieh. Mit Sensibilität und Zurückhaltung bauen sie den Kosmos, in dem sich die Texte bewegen und entfalten können, gesungen oder gesprochen. Die Musik geht unter die Haut, wie die Geschichten.

Naja, Enya ist es freilich nicht, nicht’s was nett das Herz erwärmt und einlullt, ohne dass man genauer hinhören oder gar darüber nachdenken müsste. Und hört man bei Maurenbrecher genauer hin, wird man mit Themen konfrontiert, die nicht nur froh, die auch traurig machen. Falls sich jemand auf so was einlassen will? Falls jemand Zeit dafür hat? Dem darf man das vorliegende Album wärmstens empfehlen. Erschienen ist es am 02. November 2004 bei LAMU Records, Köln. Erwerben könnte man es zweckmäßigerweise auf einem der Live-Termine. Denn die bleiben bei Manfred Maurenbrecher immer ein spezielles Erlebnis.

pepe

LE-Nightflight Archiv > Manfred Maurenbrecher Interview 21.04.04

 

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