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LE-Nightflight

Bericht

Jean Paul Bourelly - Vibe Music

Featuring John Blackwell & TM Stevens

08. Februar 2005

Objekt 5, Halle (Saale)

Jens-Paul Wollenberg


Dreimal XXL mit Gitarre, Bass und Schlagzeug - das waren Jean Paul Bourelly, TM Stevens und John Blackwell. Diese unglaubliche Besetzung, die in mindestens zweierlei Hinsicht gigantischen Männer verursachten im kleinen Objekt 5 einen Überdruck, der normalerweise hätte die Wände zum bersten bringen müssen.

Im November erst war der Weltklasse-Gitarrist mit seinem Projekt „Vibe Music“ im Objekt 5 zu Gast. So kurze Zeit später kehrte er in die - wie er sie damals nannte – coole Location zurück, mit einer Besetzung, die man fast spektakulär nennen könnte. Zwar musste die schöne Cindy Blackman aufgrund von Terminüberschneidungen absagen - Lenny Kravitz hatte gerufen. Doch statt Blackman gab es Blackwell. Wer sich nur ein bisschen besser auskennt, wusste, dass man den langjährigen Prince-Sideman auf keinen Fall verpassen konnte. Der dritte Gigant war TM Stevens am E-Bass. Drei Riesen sind sie zum einen körperlich. Giganten sind sie aber auch in ihrem Fach. Und die verursachten eine Druckwelle.

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Jens-Paul Wollenberg & ex.cess
Geniale musikalische Ideen, die tief in der Tradition wurzeln, sich moderner Stilistik bedienen und dabei Neuland freilegen, phantastische Soli waren die Ingredienzien. Das Herausragende war aber die Intensität und Komplexität des Zusammenspiels. Die Musik entwickelte sich organisch aus den drei Säulen zu einem einzigartigen Groove, der schiere Freude stiftete. Es war „Time to get over”, zu verschmelzen im Meer aus Druck und Musik, vorwärtsdrängender Vibes. Mit unglaublicher Kraft und Intensität spielten die drei Herren ihr energetisch nicht zu überbietendes Konzert. Maschinenartig hart und stark konnte TM Stevens sein Instrument zu Höchstleistungen prügeln. Technische Raffinessen und sein melodischer Stil, für den man ihn rühmt, gerieten dabei gar nicht in Frage. Und der Rhythmus stand wie eine Mauer. Ein ungeahntes Funkfeuerwerk zog er ab und dazu noch eine allzu schrille Show. Stevens ist mehr als „nur“ Bassist. Er ist auch Entertainer und ein großartiger Sänger. Er begann zu scatten. „Are you ready?“ Und mit einer Stimme, die schwärzer war als seine unglaublich schwarze Haut sang er bluesschwer. Der Groove drückte, hielt im Bann und zog weiter. Die Spannung war kollosal. Die Emotionen wurden gepusht.
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Jens-Paul Wollenberg & ex.cess

Zur gigantischen Groovemaschine machte John Blackwell sein Set. Doch bei aller übernatürlicher Kraft, die dort waltete und enormen Schub produzierte, seine Kunststücke und sein filigrane Spiel waren ebenso atemberaubend. Die Sticks flogen durch die Luft, wirbelten über die Snare, vibrierten auf den Becken. Sein Talent hat er wohl von John Blackwell Sr. geerbt, das vielseitige und nuancierte Spiel ist Training und Erfahrung, die der ehemalige Berklee-Student schon seit Schulzeiten gerade in Jazz-, R&B- und Fusion-Formationen sammelte. Und daher begleitete er Jean Paul Bourelly auch mit feinster Percussion, als der Gitarrist sein Thema improvisierend entwickelte und schaffte eine subtil vorwärtsdrängende Stimmung.

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Jens-Paul Wollenberg
Geprägt durch einige Jahre Schlagzeugunterricht in seiner Kindheit spielt Rhythmus für Bourelly eine zentrale Rolle für die Musik. Zum Beispiel nutzte er bei dem Schlagzeuger Elvin Jones, den er für den großartigsten Schlagzeuger unserer Zeit schätzt, intensiv die Gelegenheit, dessen komplexe Polyrhythmik zu studieren. Seine Begeisterung für Rhythmus, auch für sehr komplizierte rhythmische Gebilde war tatsächlich nachzuvollziehen. Wenn er in gleichmäßig durchgehendem Grundschlag die Gitarre mit der Rechten als Percussioninstrument nutzte und mit der linken ebenfalls sehr rhythmisch über die Saiten tappte, konnte ein normaler Mensch nur von derartiger Koordinationsfähigkeit träumen. Dennoch, inspiriert von Jimi Hendrix wechselte Bourelly im alter von vierzehn Jahren zur Gitarre. Das er heute als der legitime Hendrix-Nachfolger bezeichnet wird, war ihm damals vielleicht noch nicht klar. Aber schicksalhaft war die Entscheidung wohl. Jean Paul Bourelly steht für Kreativität, Wagnis und experimentellen Umgang mit moderner Stilistik, scheut auch vor HipHop und Rap nicht zurück. Aber seine Bluestunes können zäh, schwer, tiefschwarz klingen und auch verdammt nach Hendrix. Ruhige, nachdenkliche Soli auf der Akustikgitarre oder eine schlichte Melodie, die nur von Gitarre und Bass gestaltet wurde, ließen nach aller Power zwischendurch auch mal wieder Luft.
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Ohne Zugabe ging dieser Abend natürlich nicht zuende. Und hier gab es noch mal von allem und nur vom Feinsten. John Blackwell begeisterte mit saubere Schlagzeugarbeit. TM Stevens brillierte mit hartem und präzisem Tapping. Noch einmal groovten sich alle drei ein und verabschiedeten sich mit dem Titel „Soulsister“ und mit sattem Funk!

pepe

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> Jean Paul Bourelly - Vibe Music - 30.11.04 - Objekt 5 - Halle/Saale.

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