Startseite aktuelle Termine, Berichte, Infos Spezial - Interview - Stories - Hintergründe Berichte-Archiv Bands - Clubs - Veranstalter Impressum - E-Mail - Copyrightinfo

LE-Nightflight

Feature

Axel Bosse

im Interview, 30. April 2005

 

Axel Bosse
 
Eine Band mit dem Namen 'Hyperchild' fegte über die Bühne am Völkerschlachtdenkmal, begeisterte mit kraftvollem Rock und einer Show, die auf Tempo setzt, die Massen. Das war 2002, als Leipzig zum 5. mal Courage zeigte. Leider wurde es ruhig um die Band aus Braunschweig. Drei Jahre später kommt Axel Bosse zurück, begleitet von seiner neuen Band aus Berlin. Tiefgründig, deutsch sind heute die Texte. Die Musik rockt immer noch, wenngleich irgendwie erwachsener. 'Bosse', das neue Projekt des Frontmanns ist nicht nur zur Zeit beim Publikum wie bei den Radiosendern sehr erfolgreich, sondern offenbar der Hafen, in dem Axel Bosse länger ankern wird.


LE-N: Vor drei Jahren haben wir dich mit Hyperchild schon eine mal bei Courage erlebt, nun kommst du mit einer neuen Band. In diesem April ward ihr Support bei Robert Plant. Das Thema Hyperchild hast du also abgeschlossen, bist nach Berlin gegangen. Was war in der Zeit dazwischen passiert?

AB: O.k. Nach Hyperchild bin ich nicht direkt nach Berlin gegangen. Ich war erst mal abgehauen nach Spanien, nach Valencia. Ich brauchte erst mal so vier Monate Auszeit. Ich brauchte eine Auszeit, um zu wissen, wie es bei mir weitergehen soll. Die Auflösung der Band war schon eine heftige Sache. Ich hatte ja dafür alles abgebrochen – Schule, ich hab nie eine Ausbildung gemacht. Ich musste sehen, ob ich weiterhin brotlos Musik mache, also mit der Chance, irgendwann vielleicht auch mal ein paar Platten zu verkaufen. Aber im Prinzip ist es ein sehr brotloses Thema. Ich musste mir einfach klar darüber werden, ob ich das weitermachen möchte. Und in Spanien hab ich dann zwei Monat lang Songs geschrieben, einen Monat Pools geputzt und sonst so ein bisschen am Strand rumgelegen. Danach war mir klar, ich fahr nach Berlin und mach das alles wieder. Ich hatte ja auch schon so viele Texte geschrieben und so viele Texte schon in den Jahren davor gesammelt, dass es dann ziemlich schnell ging. Ich hab mir in Berlin ein kleines Studio aufgebaut, neue Songs aufgenommen. Auf jeden Fall - in Spanien bin ich mir klar geworden, dass ich das machen möchte, was ich liebe und dass ich nix anderes machen kann. Ja, dann bin ich nach Berlin gegangen, habe die Songs geschrieben, hab sie los geschickt, hab ne neue Band gefunden und hab dann eigentlich in der ersten Zeit gedacht, ich mach das alles selber, ich brauch keine Plattenfirma. Ich lass einfach CD’s pressen und schick die mal raus und verkaufe die auf Konzerten und das wird schon alles irgendwie klappen. Eigentlich hatte ich grundsätzlich vor, sogar eine eigene Firma zu gründen und darüber Musik zu vertreiben. Aber es hat dann nicht funktioniert. Als die ersten 800 Stück ausverkauft waren, hatte ich kein Geld mehr. Es musste irgendwie weitergehen. 'Kraft', das ist der Song mit dem wir gerade draußen sind, der lief ganz schön auf ein paar Radiostationen. Ja, plötzlich standen 15 Plattenfirmen vor der Tür, die alle einen Vertrag haben wollten. Was natürlich ein großer Luxus ist. Denn wann hat man schon die Möglichkeit, zu wählen entweder 'ich möchte euch gar nicht' oder 'ich suche mir eben die Firma aus, bei der ich das beste Gefühl habe, bei der ich den besten Vertrag habe und ohne Druck alles entscheiden kann'. Und die Firma habe ich dann auch gefunden. So hat sich das peu a peu aufgebaut. Jetzt bin ich hier.

LE-N: Auf eurer Website gibt es eine Verbindung zu 'Angelika Express', zu Köln. Ihr habt oft gemeinsame Tourtermine. Gibt es eine Verbindung zu der Plattenfirma Paul!, bei der 'Angelika Express' unter Vertrag ist?

AB: Ich kenne 'Angelika Express' eigentlich gar nicht persönlich. Ich bin schon Fan von der Band und habe die auch schon drei, vier mal life gesehen, und freue mich, dass wir bald zusammen spielen werden. Und ansonsten haben wir nicht so viel mit Paul! und mit 'Angelika Express' zutun. Ja, es kommt vor, dass einem Bands einfach oft begegnen. Und mit 'Angelika Express' ist das schon passiert.

LE-N: Zu deiner neuen Platte 'Kamikazeherz', die ist gerade heraus gekommen. Im Netz hört es sich sehr gut an, aber sehr viel ruhiger als hier auf der Bühne. Wie wird die Platte sein?

AB: Die Platte ist textlich zum Teil traurig. Aber ich glaube, dass sie trotzdem eine optimistische Platte ist. Es dreht sich viel um Ende und Neubeginn. Ich schreibe immer genau so, dass ich den Text schon im Kopf habe und ich dazu die Musik bringe. Damit ist alles aus einem Guss. Das ist mir immer das Wichtigste.

Ich glaube, es ist schon eine Rock'n'Roll Platte. Es gibt schon ne Menge Gitarren. Und das wichtigste war für mich, dass es sehr erdig ist und dass es sehr ehrlich ist vor allem. Und deswegen wurde die Platte von den Musikern life eingespielt. Damit wollte ich verhindern, dass das Gefühl, was ich eben zu Hause beim Songwriting einfach hatte, verloren geht. Deswegen haben wir es life eingespielt, in einem guten Moment.

LE-N: Ihr benutzt aber auch Elektronik bei der Produktion. Kommt diese dann in der Nachbearbeitung dazu?

AB: Genauso ist es. Also grundsätzlich habe ich beim Songwriting schon ein Bild im Kopf, wie es am Ende sein soll. Obwohl ich sagen muss, dass am Ende noch 50 Prozent dazu kommen, weil man sich dann hinsetzt und sagt 'ach das könnte jetzt passen'. Also am Ende darf gefrickelt werden. Aber der Prozess der Aufnahme soll eigentlich immer sehr schnell gehen, also dass der Moment einfach da ist. Und wenn du erst mal die Gitarren, Gesang, das Schlagzeug und den Bass hast, da kannst du danach gucken, was damit noch weiter passiert. Die Basics sind immer das Wichtigste.

LE-N: Wie wird die Zukunft aussehen?

AB: Erst mal so, dass dieses Jahr sehr sehr voll ist mit ganz vielen Konzerten. Am Ende des Jahres machen wir eine eigene Tour, im Herbst. Und dann gehen wir ins Studio und nehmen das zweite Album auf.

LE-N: Das geht so schnell? Auch bei Capital Records?

AB: Ganz genau. Ja.

LE-N: Habt ihr einen längerfristigen Vertrag?

AB: Ja. Das war eben das schöne von vornherein, dass ich eine Firma wollte, die wenn sie schon mit mir arbeitet, dann auch langfristig dabei ist und sagt 'o.k. nicht nur ein Album oder eine Single'.

LE-N: Und die Sache Hyperchild, war das Ende ein negatives Ergebnis der kommerziellen Geschichte damals gewesen?

AB: Naja, grundsätzlich war es so, die Band hat sich damals aufgelöst, weil es irgendwann einfach keinen Spaß mehr gemacht hat, zusammen Musik zu machen. Das hing viel mit persönlichen Sachen zusammen. Man muss sich eben überlegen, wenn man etwas als Beruf macht, dann muss es ja erst mal keinen Spaß machen. So ist es ja. Für uns alle war aber ganz wichtig, dass unser Beruf Spaß macht, gerade weil Musik viel mit Spaß und Freude und mit darauf Lust haben zu tun hat. Wenn das irgendwann nicht mehr da ist und wenn man sich nicht mehr in die Augen gucken kann, wenn man Musik macht, dann sollte man aufhören. Und so war's. Es stellte sich einfach irgendwann heraus, dass es so nicht mehr groovt.

LE-N: Die Band, wie sie heute hier war, ist die feste Stammbesetzung?

AB: Ja. Es gibt ab und zu mal Veränderungen, weil die Leute aus meiner Band alle auch nebenbei noch andere Sachen machen. Und wenn jemand mal nicht kann, habe ich dann immer noch Leute, die gern einspringen. Man könnte jetzt sagen, Ersatzmänner. Sind's aber nicht, weil sie genauso mit dazu gehören.

LE-N: Also ist Bosse die große Headline und sehr auf dich fokusiert.

AB: Von vornherein war das ganze Ding also wirklich als Bosse, das ist ja mein Nachnahme, mehr als Soloding geplant, weil ich nach Hyperchild erst mal keine Lust mehr hatte, auf irgend eine andere Band. Mittlerweile habe ich aber mehr Bandgefühl denn je. Also ich habe noch nie so was erlebt, dass ich eben so eine enge Bindung auch zu meinen Bandmitgliedern habe und dass wir uns so gut verstehen. Es ist alles sehr unkompliziert. Trotzdem ist es auf dem Papier eben erst mal keine Band.

LE-N: Vielen Dank. Wir wünschen euch viel Erfolg, so dass wir uns hier vielleicht einmal wiedersehen.

AB: Ja sehr gerne.


mehr unter
» www.bosse-rockt.de /
LE-Nightflight » Festival Courage zeigen

Axel Bosse

 

« oben

Copyright © le-nightflight.de

[Home] [Aktuell] [Feature] [Archiv] [Links] [Kontakt]