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LE-Nightflight

Bericht

Live On Stage Sommercamp

22. Juni 2003, Witznitz Brikettfabrik

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mit Dorit Jacobs, Le-Plaisir, Xsense, Crackity Jones, N.A.S.A., Blue Jay Fun Cayz, Superkargo, lowlife, Chicago Jazzz

Musik, Musik, Musik, Ferienstimmung, Sommerfeeling und sechs würdige Preisträger, neue Bekanntschaften und Kontakte, viele Anregungen und Ideen – das war das Sommercamp „live on stage 2003“.

Am dritten und letzten Festivaltag waren noch einmal sechs sehr differente Wettbewerbsbeiträge zu erleben. Die Stimmung war eher ferienmäßig relaxt, kein aufgekratztes Fiebern, Bangen, Warten.

Dorit Jacobs

Bei angenehmstem Sonnenschein hatten sich die Mitwettbewerber in Harmonie und Eintracht und sicherlich auch mit einem großen Solidaritätsgefühl vor die 100qm große Bühne gesetzt. Denn dort stand eine zierliche junge Frau mit ihrer Gitarre und sang selbstkomponierte Songs. Das zahlende Publikum war zu dieser Stunde noch rar. Es war jedoch nicht nur Mitgefühl, sondern großer Respekt, Anerkennung des Mutes und der Leistung Dorit Jacobs’, die mit kräftiger, warmer Stimme ihre musikalisch schönen und wertvollen Lieder vortrug. Mit über 42 Euro in ihrer Sammel-Box gewann sie schließlich unerreicht den Publikums-Preis, der demjenigen gehörte, der vom Publikum mit den meisten Euros bedacht wurde. Die zwanzigjährige Berlinerin hatte es verstanden, mit ihren Liedern auf Sendung zu gehen und kam bei ihren Zuhörern gut an.

Ferienstimmung und Zeltplatzfeeling wurden nicht nur durch die Gitarrenmusik befördert. Die allgemein gelassene, ruhige Atmosphäre, die verlockenden Düfte vom Grillplatz (man wusste bereits, wie klasse die Würstchen und Steaks schmeckten), Trialakrobaten auf ihren Fahrrädern, die wieder und wieder mal mehr und mal weniger erfolgreich über einen alten Ford hüpften und das Interesse der Anwesenden in ihren Bann zogen, eine Kletterwand, die dazu herausforderte, die eigene Geschicklichkeit zu testen, lenkten regelrecht von dem Gedanken ab, dass hier gearbeitet wurde.

Le-Plaisir

‚Le-Plaisir’ kamen ebenfalls aus Berlin. HipHop oder Pop, eine eindeutige Entscheidung haben sie nicht getroffen. Sie kombinierten unbefangen Titel beider Genres in loser Folge. Eine Kategorisierung ist da nicht möglich. Vielleicht haben sie auch für sich selbst noch nicht ganz entschieden, wo sie hinwollen. Auch die Hauptrolle in der Band ist zwischen den drei Sängern nicht statisch geregelt. Da zieht sich der eine auch wieder hinter das Keyboard zurück, um den anderen das Feld zu überlassen. Aber bereits im ersten Titel hatte es uns der ziemlich coole Sänger ja schon erklärt: „Ich bin ein Reisender, der Weg ist mein Ziel.“ Und so probieren sie sich aus, machen, was sie gut und richtig finden. Und wenn sie vielleicht zu Bass und Keyboard noch einen guten Schlagzeuger engagieren könnten, bekämen ihre Songs sicherlich noch ein bisschen mehr Drive, als durch den Drumcomputer, der regelmäßig eine gewisse Sterilität verbreitet.

Xsense

‚Xsense’ aus Neubrandenburg beeindruckten mit einem geschlossenen, absolut radiotauglichen aber musikalisch niveauvollen und eigenständigen Beitrag aus dem Pop Genre. Ab und zu erinnerte die stimmlich vielseitige und auch an der E-Gitarre vertretene Sängerin an die ‚Cranberries’. Das Kippen der Stimme hatte sie drauf. Dankenswerter Weise setzte sie dieses aber sehr maßvoll ein, so dass es weder gekupfert noch affektiert wirkte. Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard bauten Dynamik und Spannung um die melodiösen, eingängigen Gesangslinien auf. Das swingte angenehm und passte zu diesem Sommertag. Ohne Zugabe durfte ‚Xsense’ sich dann auch nicht von der Bühne wagen.

Crackuty Jones

Mit Alternativrock aus Dresden und den ‚Crackity Jones’ ging es weiter. Inspiriert durch die ‚Smashing Pumpkins’ und ‚Feeder’ fand die 1999 gegründete Band zu ihrem englischsprachigen Indepent Rock. Rockige Riffs und absolut stimmige Einsätze gaben den Titeln Drive. Angenehme und melodiöse Gesangslinien wurden in sehr guter stimmlicher Qualität umgesetzt. Die Titel insgesamt könnten sich allerdings noch besser voneinander absetzen. Ihr Aufbau war immer wieder sehr ähnlich. Eigentlich haben ‚Crackity Jones’ alles, was sie brauchen, um einen recht speziellen Live Act zu präsentieren. Noch eindrucksvoller würde ihr Beitrag aber durch eine besser abgestimmte Bühnenaction werden.

N.A.S.A.

Drei junge Herren auf einer großen Bühne. Klassische Rock’n Roll-Besetzung mit Gitarre, Bass und Schlagzeug. Würden sie jetzt genug Druck machen können, um als bereits fünfter Beitrag des Nachmittages die Zuhörer zu interessieren? „Wenn jemand sagt, es wäre kein Problem, am Nachmittag zu spielen...... der lügt!“ Der Bassist und als Sänger auch Frontmann der Band musste sich erst mal in Stimmung bringen mit einem kurzen Solostück – „Easy Like Sunday Morning“. Das hatte er, wie er uns erklärte, gebraucht. Geholfen hat’s! Fortan rissen ‚N.A.S.A.’ aus Jena mit deutschsprachigem, witzig bissigem Rock sofort das Zepter an sich. Das saß mit dem ersten Accord. Musikalisch abwechslungsreiche Titel brachten die Drei in prägnanter rhythmischer Einheit. In den Refrainteilen doppelte der Gitarrist den Gesangspart. Dadurch schufen sie effektiv eine mitreißende Hook und vollen, massigen Sound. In ihren Texten haben sie was zu sagen. Aber eins nimmt man ihnen nicht ab, wenn Bassmann Mike singt „Heut bin ich der Koch und ich koche schlecht, denn ich mach’ es allen recht.“! „Haben sie einen Extrawunsch?“ Nein, danke, da blieben keine Wünsche mehr offen.

Blue Jay Fun Cayz

‚Blue Jay Fun Cayz’ setzten zum Schluss einen Kontrapunkt zu allem bereits gehörten und ließen mit ihrem jazzig funkig rockigen Beitrag abtauchen in phantasiegeladene, experimentelle Songgebilde. Man darf wohl behaupten, dass ihr Beitrag der innovativste des gesamten Festivals war. Keyboard, Schlagzeug, Bass, Gitarre und Gesang bauten melodiöse Songstrukturen auf, um die herum ein ganz eigenständiger Sound entwickelt wurde. „Acidjazzrock“ nennen sie es. Er lebt besonders durch die verschiedenen Vorlieben der Bandmitglieder, die sie geschickt und überzeugend verstehen, in ihrem eigenen Stil zu verschmelzen. Interessante Loops am Keyboard, jazziger Skatgesang, herrliche Gitarrensoli mit schönen Läufen und Bendings, rhythmische Vielfalt machen diese Musik interessant und hörenswert und geben ihr einen unwiderstehlichen Drive.
Bevor sich nun wieder die Runde der Headliner anschloss, führte der Musiker und Produzent Frank Bröker noch eine Gesprächsrunde zum Thema Booking und Marketing, die wieder interessiert aufgenommen wurde. Zur Quintessenz seiner Empfehlungen gehört, die gesamte Präsentation perfekt abzustimmen und nur qualitativ hochwertige Produktionen in entsprechendem Layout einzuschicken, da anderes gar nicht erst Beachtung findet. Booker und Grafiker können dabei sehr hilfreich sein, weil sie wissen, was dem Trend entspricht und gut ankommt. Jeder noch so kleine Gig sollte „mitgenommen“ werden, da nur so Kontakte geknüpft und gepflegt werden können. Das ist besonders wichtig, da das ganze Geschäft über viele kleine Zufälle läuft. Auch sehr kleine Kontakte können plötzlich hilfreich werden. Vom Verschicken der Platten an große Labels rät er hingegen ab. Das sei nur Verschwendung. Dann schon zu jeder Gelegenheit die Platten selbst verkaufen!

Superkargo

Gegen 19:00 Uhr wurde dann zum Finale des Sommercamps „live on stage 2003“ mit ‚Superkargo’, ‚lowlife’ und ‚chicago-Jazzz’ geläutet. Die Preisverleihung gestaltete sich ab 21:00 Uhr noch richtig spannend.

Die Leipziger ‚Superkargo’, Finalisten des 5. Jugendfestivals im April 2003 begannen also mit ihrer Funky Reggae Music. Mit einem Keyboard, zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und einem Trompeter, der auch für die Percussion zuständig war, sorgten sie noch mal mit schwungvoller Fröhlichkeit für gelassenes Sommerfeeling. Die verschiedenen musikalischen Ambitionen der einzelnen Bandmitglieder, die vom Funk, Blues über Heavy und Numetal bis zum Reggae reichen, finden Eingang in ihre Musik. Der Metal des Trompeters musste sich allerdings mehr zurücknehmen. Dominierend sind der Reggae und Funk. Dass die Musiker über ausreichend Band- und Bühnen, Kompositions- und Arrangementerfahrung verfügen ist zu sehen und zu hören.

Lowlife

Nach langem rätseln und suchen haben sich ‚lowlife’ glücklicherweise auch noch von Salzgitter nach Witznitz gefunden. Mit einer eindrucksvollen Bühnenshow und einer starken Frontfrau wurde es jetzt wieder heftiger auf der Bühne. Gleich zu Beginn zeigte die Sängerin in einem kurzen A-cappella-Part, dass sie neben expressivem Geschrei und rockigem Gesang auch soulige Passagen drauf hat. Damit stimmte sie gleich auf das nun Folgende ein. Die Musik von ‚lowlife’, die sich aus dem Rock und Metal ebenso speist, wie aus dem Soul, blieb aber insgesamt dann doch ein bisschen einsilbig. Sehr heftig bearbeiteten die Instrumentalisten ihr Werkzeug und spielten die Sängerin zu sehr zu.

Chicago Jazzz

Das Highlight des Abends und krönender Abschluss waren nun ‚Chicago Jazzz’ aus Dresden. Jetzt konnte noch einmal abgefeiert werden, mit Musik, eingängig, mitreißend und irgendwo zwischen Punkrock, Hardcore und Rock’n Roll und mit bissigen deutschen Texten voller Ironie, die schon fast an Sarkasmus grenzt wenn zum Beispiel Al Kalony brüllt „Ich schieße mit meinem Gewehr in die Welt hinein. ... dann hab’ ich meine Ruh.“ Mit diesem Titel, der im vorigen Jahr zufällig und unglücklicherweise kurz vor dem Erfurter Drama veröffentlicht wurde, waren sie damals nicht unumstritten. So heftig und direkt ihre Texte auch sein mögen, sie sind auf keinen Fall als Aufforderung zur Gewalt zu verstehen, sondern als Aufruf zum Denken und zum Konsequenzen ziehen. Doch bei aller Hintergründigkeit, ihr Hip-Gun-Rock ist Spaß, Party und Show. Chicago-Jazzz verbinden gutes Entertainment mit inhaltlicher Tiefe und guter Musik.

pepe

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